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Festspiele

SPDqueer und SPD-Stadtverband: Thurn und Taxis keine Bühne bieten

von Stefanie Schweinstetter

Die AG SPDqueer Oberfranken und der SPD Stadtverband schließen sich der Forderung der Jusos an, Gloria von Thurn und Taxis nicht mehr zu den Festspielen einzuladen.

Die Jusos Bayreuth haben die Stadt Bayreuth in einem Schreiben vom 18. August 2024 aufgefordert, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis nicht mehr zu den Bayreuther Festspielen einzuladen. Grund dafür sind homophobe Äußerungen der Fürstin und ihre Nähe zu AfD-Politiker Alexander Krah. Inzwischen haben sich SPD Stadtverband Bayreuth und SPDqueer den Forderungen der Jugendorganisation angeschlossen. Unseren Artikel zur Forderung der Jusos und das Gespräch mit Thomas Ebersberger finden Sie hier. 

OB Ebersberger: Ausladen ist keine Lösung

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sagte dem bt am Montag auf Nachfrage: “Ausladen ist für mich keine Lösung.” Wenn man verschiedene Meinungen habe, müsse man sich normal unterhalten, findet der Oberbürgermeister. Bei den Festspielen solle es um Kultur gehen und nicht um Politik.

Update vom 23. August 2024: Enttäuschung bei der AG SPDqueer Oberfranken

Sebastian Kropp, Vorstand der AG SPDqueer in Oberfranken, findet den Umgang des Oberbürgermeisters mit der Kritik “nicht souverän”.

Kropp habe mehr erwartet. Die Regenbogenbank vor dem Rathaus und die Flaggen am Luitpoldplatz seien schöne Zeichen, der Umgang mit der Kritik habe ihn deshalb besonders enttäuscht. “Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Oberbürgermeister wirklich mit der Kritik befasst”, sagt Sebastian Kropp. Diesen Eindruck habe er nicht gewonnen.

Sebastian Kropp: Ausladen hätte Signalwirkung

Wie hätte ein souveräner Umgang mit der Kritik für Kropp ausgesehen? “Herr Ebersberger hätte inhaltlich auf die Kritik eingehen und auf die Jusos zugehen können. Damit hätte er sich für alle Bayreutherinnen und Bayreuther eingesetzt, die Gloria von Thurn und Taxis mit ihren Aussagen verletzt hat.”

Die Fürstin auszuladen hätte für Kropp Signalwirkung gehabt. Den Vorschlag Ebersbergers, abweichenden Meinungen im Gespräch zu begegnen, findet er nicht zielführend. “Die Fürstin macht seit Jahrzehnten abwertende Aussagen über verschiedene Gruppen. Ich glaube nicht, dass sie lernbereit ist.” Die Kritik, die Ebersberger für ein “Ausladen” der Fürstin eventuell von Rechten bekommen hätte, hätte er aushalten müssen, findet Sebastian Kropp. Die AG SPDqueer schließt sich in einer Pressemitteilung den Forderungen der Jusos an: Gloria von Thurn und Taxis soll kein Ehrengast mehr am grünen Hügel sein. Sie sei eine “extrem gute Netzwerkerin” und habe Verbindungen in rechte Kreise. Solche Netzwerke hätten am grünen Hügel heutzutage nichts mehr zu suchen.

20. August: Für den Stadtverband geht es um Glaubwürdigkeit

Auch der SPD Stadtverband widerspricht dem Oberbürgermeister: Kultur und Politik seien in dieser Frage nicht voneinander zu trennen. Die Einladung zur Kulturveranstaltung Festspiele biete Gloria von Thurn und Taxis und damit auch ihren Botschaften eine Bühne.

Für den SPD Stadtverband ist die Einladung der Fürstin eine Frage der Glaubwürdigkeit. “Wer Regenbogenflaggen für die Vielfalt aufhängen lässt, wenn es politisch opportun zu sein scheint, kann nicht jemanden hofieren, der Homosexuelle mit Tieren und ihren Instinkten in Verbindung bringt”, heißt es in einer Pressemitteilung des SPD Stadtverbandes. Anders als AfD-Politiker habe Gloria von Thurn und Taxis auch keine politische Legitimation, sie sei nicht gewählt und ihre Einladung deswegen nicht gerechtfertigt.

Keine Bühne für das “Maskottchen der Rechten”

Die Bemühungen der Festspiele, die eigenen Verbindungen zum NS-Regime aufzuarbeiten, stehen für den Stadtverband im Gegensatz zur Einladung der Fürstin von Thurn und Taxis. Die Fürstin radikalisiere sich seit Jahren und tue alles, um als Türöffnerin für Rechtsradikale in konservative Kreise zu dienen. “Die Stadt Bayreuth soll dem ‘Maskottchen der Rechten’ nicht ihre beste Bühne zur Verfügung stellen”, fordert die SPD. Der Oberbürgermeister müsse sich seiner Verantwortung nun stellen, solle das Schreiben der Jusos nicht nur ‘zur Seite legen’ und Gloria von Thurn und Taxis nicht mehr als Ehrengast einladen.