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Sicherheit

Polizei führt Amok-Übung an Bayreuther Schule durch

Die Polizei probt das richtige Vorgehen im Ernstfall an einer Bayreuther Schule. Etwa 50 Personen sind an der Übung beteiligt, darunter Freiwillige von den Maltesern und einige Lehrkräfte.

Vor der staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule in Bayreuth hat die Polizei eine Sicherheitsschleuse aufgebaut. In der Schule werden mit Kunstblut Wunden geschminkt. Am 4. September 2024 übt die Polizei Bayreuth Stadt hier, was zu tun ist, wenn ein Notruf eingeht, der in etwa so lautet: “Ein Täter ist mit einem Maschinengewehr in eine Schule eingedrungen und gibt Schüsse ab.”

Polizeiübung in der FOS/BOS Bayreuth

So eine Nachricht geht um 10 Uhr bei der Polizei in Bayreuth ein. Dass sie den Ernstfall nur proben, wissen die Polizisten natürlich. Die Details der Übung sind ihnen aber unbekannt, damit sie das richtige Vorgehen in einer Gefahrensituation möglichst realitätsnah üben können. Wo, wie und unter welchen Umständen die Übung stattfindet, wissen sie also nicht.

Das Szenario, dass sich die Polizei für diese Übung ausgedacht hat, sieht so aus: Eine Schülerin hat ein Verhältnis mit einem Lehrer. Der Bruder der Schülerin ist damit nicht einverstanden und dringt mit einer Waffe in die Schule seiner Schwester ein. Ein Einsatztrainer soll den bewaffneten Bruder spielen und in der Schule mit Platzpatronen einige Schüsse simulieren.

Freiwillige der Malteser spielen bei der Übung Verletzte. Erstmals sind auch echte Lehrkräfte an einer Polizeiübung in Bayreuth dabei. “Wir wollen durch die Übung herausfinden, wie gut unser Sicherheitskonzept an der Schule ist”, sagt Schulleiter Timo Eckert. Er hat vor gut einem Jahr Kontakt mit der Polizei aufgenommen und seine Schule für eine Amok-Übung ins Gespräch gebracht. Insgesamt sind etwa 50 Personen an der Übung beteiligt.

Mit Schutzausrüstung ins Gebäude

An einer Sicherheitsschleuse geben die Polizisten ihre “echten” Waffen ab und tauschen sie gegen sogenannte “Blauwaffen” aus, die genau ihren Dienstwaffen entsprechen, aber nur Platzpatronen enthalten.

In Vierergruppen nähern sich die voll ausgerüsteten Einsatzkräfte dem Eingang der Schule. Wie genau sie im Inneren der Schule vorgehen und wie viele Polizisten genau an der Übung beteiligt sind, teilt die Polizei aus taktischen Gründen nicht mit. Das Übungsgeschehen wird mit etwa zehn Kameras und einer Drohne gefilmt. Dieses Material werde dann gesichtet und taktisch ausgewertet, erklärt Martin Prechtl.

Etwa 15 Minuten später ist der erste Übungsdurchlauf vorbei. Die “Verletzten” haben das Gebäude verlassen, der “Täter” hat sich festnehmen lassen. “Die Einsatzkräfte waren durchgeschwitzt”, sagt Martin Prechtl. Die Übung sei stressig und körperlich sehr anstrengend. “Selbst wenn man schon zehn Mal dabei war, ist man immer wieder angespannt und voll konzentriert”, sagt Pressesprecher Rainer Erfurt. Lesen Sie auch: Polizei gibt Tipps zur Fahrradsicherheit in Bayreuth.

Den Täter zu finden hat erste Priorität

“Oberste Priorität hat für uns in einer solchen Gefahrensituation, den Täter zu finden und festzusetzen”, sagt Rainer Erfurt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Gleich an zweiter Stelle steht, sich um Verletzte zu kümmern.

Die Polizei führt in regelmäßigen Abständen Amok-Übungen durch. Der Umgang mit kleineren Gefahrensituationen werde aber das ganze Jahr über trainiert, so Rainer Erfurt.

Alle Dienstgruppen üben am 4. und am 6. September in mehreren Durchgängen verschiedene Szenarien: Was ist zu tun, wenn der Täter sich stellt? Was, wenn er eine Geisel nimmt? Der zweite Fall wird am Nachmittag geübt. Dann müssen die Polizisten abwägen. Schießen sie oder schießen sie nicht? “Ein potenziell tödlicher Schuss ist natürlich das letzte Mittel”, sagt Martin Prechtl.