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Bürgerprotest

Strom aus Sonne: Bürger in Oberkonnersreuth gehen auf die Barrikaden

von Katharina Müller-Sanke und Michael Christensen

Mit einem Steuerungskonzept legt die Stadt geeignete Standorte für Photovoltaik – Anlagen in Bayreuth fest. Auch in Oberkonnersreuth. Es regt sich Protest.

Ralf Dietz ist sauer. Im Bayreuther Stadtteil Oberkonnersreuth soll direkt neben der Siedlung, in der er mit seiner Frau lebt, eine Photovoltaik – Anlage entstehen.

Möglich sind dabei sowohl Anlagen, die nah am Boden und in Richtung Sonne aufgestellt werden als auch so genannte Agri-Photovoltaikanlagen mit einer Höhe von bis zu sechs Metern.

Photovoltaik – ja! aber nicht hier!

Die Flächen auf denen Solarparks entstehen können, sind naturgemäß begrenzt. “Wir sind sehr für den Ausbau erneuerbarer Energien – wir haben Photovoltaik auf dem Dach und nutzen Geothermie und natürlich sind wir dafür, dass das ausgebaut wird – aber nicht direkt in Oberkonnersreuth,” betont Ralf Dietz.

Oberkonnersreuth liegt am Bayreuther Stadtrand direkt an der Autobahn. Hinter der Neubausiedlung ist eine kleine Böschung und oberhalb der Häuser ein Feld – eingebettet zwischen Autobahn und Bahnschienen. Viele Spaziergänger und Freizeitsportler zieht es hierher. Es ist das Stück Natur, das sie vom Stadtgebiet aus gut erreichen können. Hier könnte schon bald eine Photovoltaikanlage stehen. Die Stadt hat die Fläche im Photovoltaik-Steuerungskonzept eingetragen.

Bundesgesetz schreibt Fläche vor

Die Stadt Bayreuth begründet auf Nachfrage des Bayreuther Tagblattes, dass ein Bundesgesetz diese Fläche sogar vorschreibt. Die Stadt setze es nur um:

“Mit der Novelle des EEG von 2023 wurde eine Privilegierung für Solarparks auf Flächen in 200m Abstand von Autobahn oder mehrgleisigen Schienenwegen im Außenbereich nach §35 BauGB beschlossen.” Auf solchen privilegierten Flächen kann ohne extra Genehmigung durch die Kommune gebaut werden. “Es gibt daher nur sehr begrenzte Möglichkeiten für die Kommune, Einfluss zu nehmen, zumal den erneuerbaren Energien nach §2 EEG ein überragendes öffentliches Interesse beigemessen wird,” heißt es aus der Stadtverwaltung.

Stadtrand verschandelt

Das sieht Dietz natürlich ein. Und dennoch: Ihn ärgert, dass beim Bau der Siedlung der Bebauungsplan unbedingt und detailliert festgelegt hat wie der Bayreuther Stadtrand aussehen muss, damit ein einheitliches und schönes Bild herrscht. Und nun wolle man den Stadtrand ohne Rücksicht auf Verluste so “zupflastern” mit teilweise sechs Meter hohen Wänden.

Forderung: Abstand zur Wohnbebauung

“Für uns in Oberkonnersreuth wäre die Photovoltaik – Anlage ein extremer Einschnitt in unsere Lebensqualität. Wir fordern, dass zumindest ein Mindestabstand zur Wohnbebauung eingehalten wird. Das wird in anderen Kommunen auch gemacht.” Außerdem hofft er, dass Photovoltaik auf Dächern und über Parkplätzen intensiver geprüft werden. Es könne nicht sein, dass Natur zerstört werde, solange noch Dachflächen frei seien.

Widerstand aus der Bevölkerung

Dass es im Umweltbericht heißt, nennenswerter Widerstand aus der Bevölkerung sei nicht zu erwartet, ärgert Dietz. “Das wurde im Amtsblatt veröffentlicht. Es hat einfach kaum einer gelesen. Wir haben die Leute jetzt drauf aufmerksam gemacht und viele sind entsetzt.”

Es werde viel Widerspruch aus der Bevölkerung geben, betont das Ehepaar Dietz. Dafür ist bis zum 24. Juni Zeit. Betroffene Bürger können ihren Widerspruch auf der Seite der Stadt Bayreuth online einreichen oder per Brief senden.

Hintergrund: Das Photovoltaikanlagen-Steuerungskonzept

Mit dem Photovoltaikanlagen-Steuerungskonzept (PV-Steuerungskonzept) definiert die Stadt Bayreuth mögliche Flächen für die Installation von Photovoltaikanlagen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat die Stadt fachlich beraten.

Wo die Solaranlagen entstehen sollen

Die Stadt hat folgende Standorte (sogenannte Fokusräume) ins Auge gefasst:

  • Entlang der A9 (dazu zählt eben auch Oberkonnersreuth)
  • Im Bereich südlich der Saas/Bärenleite
  • Entlang der Bahnlinie Weiden

Die Fokusräume stellen etwa 2,6% des gesamten Stadtgebiets dar.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Solaranlagen, die installiert werden. Die Freiflächen-Photovoltaikanlagen (FFPV) werden nah am Boden und in Richtung Sonne aufgestellt. Agri-Photovoltaikanlagen (Agri-PV) hingegen stehen in größerer Höhe und mit mehr Abstand, sodass die Fläche darunter und dazwischen weiterhin  genutzt werden kann.

Umweltbericht

Nach dem Umweltbericht entsprechend der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) werden keine nennenswerten negativen Folgen für die meisten wichtigen Umweltbereiche erwartet. Die Auswirkungen der Solaranlagen sind demnach insgesamt gering für Schutzgüter wie Wasser, Pflanzen, Tieren und Menschen.

Allerdings haben sie durchaus Einfluss auf das Landschaftsbild. Denn auch wenn die Anlagen am Rand begrünt werden, es Mindestabstände zwischen den Modulreihen gibt und ökologische Ausgleichsflächen, werden sie dennoch das Landschaftsbild sowohl im unmittelbaren Nahbereich als auch in der Fernwirkung verändert.

Ralf Dietz zeigt einen Plan von Oberkonnersreuth auf dem das Feld zu sehen ist auf dem die Photovoltaik - Anlage geplant ist. Quelle: bt-Redaktion