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Freiwillige Feuerwehr

Freiwillige Feuerwehr Bayreuth: Länger als bis 65 im Einsatz?

Aktuell dürfen Feuerwehrkräfte nur bis zu einem Alter von 65 Jahren aktiv im Dienst sein. Die Anhebung dieser Grenze ist sinnvoll, sagt Bayreuths Stadtbrandinspektor Stephan Fößel. Unter einer Bedingung.

Ein Personalproblem gibt es bei der Bayreuther Feuerwehr nicht, sagt Stephan Fößel. 440 Leute hat die Feuerwehr zu bieten, 290 sind im Einsatzdienst, der Rest gehört zur Kinder- und Jugendfeuerwehr.

In anderen Gemeinden in Bayern sieht das ganz anders aus. Hier scheiden aktuell vor allem geburtenstarke Jahrgänge aus dem Feuerwehrdienst aus, weil sie das 65. Lebensjahr erreichen. Die bayerische Landesregierung und der Landesfeuerwehrverband diskutieren deshalb, ob sie die Altersgrenze von aktuell 65 Jahren für den aktiven Einsatzdienst erhöhen. Bis Jahresende soll im Landtag über den Vorschlag abgestimmt werden.

In Bayreuth findet der Vorschlag Zuspruch

“Es gibt viele, die sind mit 65 noch topfit”, sagt Fößel. “Denen traue ich sogar noch den Atemschutz-Einsatz zu.” Das sei aber nicht die Norm. Außerdem gebe es bei der Feuerwehr noch viel mehr zu tun, als in voller Montur und mit der Atemschutz-Flasche auf dem Rücken in ein brennendes Gebäude zu gehen. Es braucht Fahrer und Kräfte, die das Material bereitstellen. “70 wäre eine gute Altersgrenze”, sagt Fößel. “Irgendwann muss man auch loslassen und den Weg für die Jugend freimachen.”

Fößel unterstützt den Vorschlag aus der Landesregierung und streicht dabei einen Punkt ganz besonders heraus: Die Änderung mache nur dann Sinn, wenn die Einsatzkräfte nicht mehr berufstätig sind. “Ideal ist natürlich, wenn jemand mit 63 in Rente geht und dann bis 67 oder bis 70 schlagkräftig bei der Freiwilligen Feuerwehr dabei ist. Wir brauchen immer Leute, die untertags Zeit haben und zum Beispiel fahren können”, sagt Fößel.

Auch die Jugend ist wichtig

Die Altersgrenze für aktive Mitglieder zu erhöhen, könne aber keine Allzweck-Lösung sein, findet Fößel. Wenn es wirklich ein Personalproblem gebe, müssten vor allem junge Menschen angeworben werden. In der Stadt gelinge das gut. Auf dem Land sehe das anders aus, da sei das Personalproblem größer. “Wir haben natürlich die große Technik hier und viele Einsätze. Wir kommen ganz selten zum Kartenspielen”, sagt Fößel. Grund für die Situation auf dem Land sei auch, dass viele Menschen zur Arbeit in die Stadt pendeln. “Die Leute sind dann eher froh, wenn sie wieder zuhause sind”, vermutet Fößel.

Jung und alt ergänzen sich im Feuerwehr-Dienst. “Die Älteren bringen Erfahrung und Ruhe mit, die Jungen ‘brennen’ sozusagen noch, sie sind begeistert und motivieren damit alle”, sagt Stephan Fößel. Außerdem seien jüngere Mitglieder in der Regel offen für technische Innovationen und könnten die Älteren hier unterstützen. “Beides ist essentiell”, sagt Fößel.

Die Mischung macht’s

Für Fößel lebt die Feuerwehr von der Mischung. “Nicht jeder hat die gleichen Talente, aber jeder kann etwas einbringen”, sagt er. Im Einsatz sind Alter, Herkunft, Beruf oder Geschlecht egal. Der Zusammenhalt ist wichtig, weil die Arbeit zum Teil belastend ist. “Vor allem wenn Kinder betroffen sind, kann man im Einsatzwagen eine Stecknadel fallen hören”, so Fößel. Die Feuerwehrleute stützen sich gegenseitig. “Man muss darüber reden, was einen belastet und sich gegebenenfalls Hilfe holen”, sagt Stephan Fößel. Und wer das Gefühl hat mit dieser Belastung nicht umgehen zu können, findet bei der Feuerwehr eine andere Aufgabe. “Jeder und jede ist wichtig”, sagt Fößel. Lesen Sie auch: Die Feuerwehr aus Laineck und Bayreuth war im doppelten Einsatz.

Die Feuerwehr lässt Fößel nicht mehr los

“Die Freiwillige Feuerwehr ist wie ein Virus”, sagt Stephan Fößel und beschreibt diesen Virus sehr liebevoll. Die Feuerwehr hat ihn nicht mehr losgelassen. Überall auf der Welt trifft er Feuerwehrleute, in New York zum Beispiel. Der Zusammenhalt in der Gruppe macht die Feuerwehr für Fößel besonders. Dazu kommen das Abenteuer und die Technik. Mal an einem Hubschrauber hängen oder ausprobieren, auf welche Entfernung das neue Einsatzfahrzeug löschen kann. Als Kind störte ihn, dass seine Spielzeug-Feuerwehr kein Innenleben hatte. “Ich wollte wissen, was da für Technik drin ist.” Mit einem Freund ist er zur Feuerwehr um zu schauen, was in den Fahrzeugen so drinsteckt. Und ist geblieben.