Zuletzt aktualisiert am

Richard Wagner Festspiele

AR-Brillen sorgen für besonderes Parsifal-Erlebnis

Dank moderner Technik können Parsifal-Besucher in diesem Jahr erstmals nicht nur das Geschehen auf der Bühne verfolgen, sondern bekommen durch so genannte AR-Brillen zusätzliche Elemente eingespielt. 

Im vergangenen Jahr schon waren 3D-Brillen das Gesprächsthema bei den Bayreuther Richard Wagner Festspielen. In diesem Jahr nun kommen zum ersten Mal in einer Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen AR-Brillen zum Einsatz. Verantwortlich für die Umsetzung ist Jay Scheib. Er hat beim ersten Aufzug der Rotary Festspielmeetings viel Spannendes zur Entwicklung der Brillen und ihren Einsatz erklärt.

Eine zusätzliche Ebene

Mit diesen Augmented Reality Brillen wird das Geschehen auf der Bühne um eine zusätzliche Ebene erweitert. Der Zuschauer sieht also nicht nur das, was real auf der Bühne passiert, sondern nimmt über die Brille zusätzliche Elemente wahr. Damit das simultan zur Musik funktioniert, wurde lange getüftelt. Hunderte Ankerpunkte im Laufe der Oper sorgen dafür, dass das was den Zuschauern in der Brille angezeigt wird genau zum Takt der Musik passt.

Augmented vs. Virtual Reality

Bei der Augmented Reality Technologie werden virtuelle Details eingeblendet und ergänzen den realen Raum. Die Virtual Reality dagegen ist komplett virtuell. Das ist das Schöne an AR, meint Jay Scheib: Die AR-Brillen ersetzen nicht das Bühnenbild, sondern ergänzen es. Ob das viele Sehen nicht vom Hören ablenkt, fragt eine Besucherin. Der Künstler antwortet er empfinde es nicht so. Es lenke ihn persönlich höchstens etwas vom realen Bühnenbild ab. Aber das empfinde jeder anders. Und wer sich auf den realen Raum fokussieren will, kann die Brille auch jederzeit abnehmen.

Jay Scheib und der AR-Parsifal

Jay Scheib ist bekannt für seine zeitgenössischen Inszenierungen sowohl klassischer als auch neuer Theaterstücke und Opern. Scheib ist Professor für Musik- und Theaterkunst und Leiter des Programms für Theaterkunst am Massachusetts Institute of Technology, wo er Performance- Medien, Bewegungstheater, Medien und Methoden unterrichtet. Die Liste seiner Inszenierungen und Aufgaben ist lang. Doch der Parsifal mit den AR-Brillen war eine besondere Herausforderung. Ein Jahr hat allein die Programmierung der Brillen gedauert. Zu Beginn der Planungen hatte ihm noch kaum jemand große Erfolgsaussichten beschieden. Doch nun sind im Parsifal 330 der Brillen eingesetzt und blenden zusätzliche Elemente ein.

Zukunft der AR-Technologie

Ob sich AR in den Theatern und Opern durchsetzt, kann und will Scheib nicht voraussagen. Wenn überhaupt dann müssten die Brillen wohl noch zarter und weniger klobig werden. Dass die AR-Technologie in Zukunft aber unser Leben erleichtern und bereichern wird, da ist er sich sicher. Er denkt da zum Beispiel an Brillen oder sogar Kontaktlinsen, die in Gesprächen Übersetzungen als Untertitel einblenden. Auch für taube Menschen könnten Brillen, die Laute sichtbar machen, eine wunderbare Ergänzung sein.

Illustration von Mathias Suess

Illustrator Mathias Suess hat ein mannshohes Kunstwerk während der Veranstaltung erschaffen, das im Anschluss versteigert wurde. Der Erlös kommt einem der Rotarier-Projekte zu Gute. Aus diesem Kunstwerk stammt auch das Titelbild für diesen Beitrag.

Dramaturg und Regisseur Jay Scheib beim Festspielmeeting der Rotarier, Foto: bt-Redaktion