Politik auf der Skatebahn: Fünf Kandidaten stellen sich der Jugend

Ein Fake-Joint aus Papier, ein Sonnenspray, eine Brotzeitdose, ein Papierflieger und ein Plastikbecher. Eigentlich sind diese fünf Gegenstände nichts besonderes. Eigentlich. Die fünf Politiker, die sich am Samstag in der Schoko den Fragen von Jugendlichen rund um die Europawahl stellten, verbinden dennoch ganz persönliche Ziele mit diesen unscheinbaren Gegenständen. Wie kleine Kinder stürzten sie sich auf das Bällebad, um sich etwas auszusuchen. Und genau das machte die Podiumsdiskussion “Rettet den Europawa(h)l” aus: nahbare Politiker, ein interessiertes junges Publikum und eine lockere und entspannte Atmosphäre mitten auf der Skatebahn. Ein Video finden Sie über dem Text.

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Gemeinsames Ziel: Klimaschutz

Für gewöhnlich sind sich Vertreter unterschiedlicher Parteien nie einig – meist wohl schon aus Prinzip nicht. In Sachen Klimaschutz scheinen jedoch alle an einem Strang ziehen zu wollen. Zumindest die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Matthias Straub (Junge Union), Martin Lücke (SPD), Malte Gallée (Grüne), Tobias Lukoschek (FDP) und Sylvia Limmer (AfD).

Es ist schön, dass mittlerweile irgendwie alle Parteien auf unsere Kernthemen mit aufspringen. Es ist schön, dass alle erkennen, dass es eigentlich schon fünf nach zwölf ist.

(Malte Gallée, Grüne)

Zunächst hatten sie allerdings nicht recht viel mehr als Eigenlob für die eigene Partei übrig. Ganz nach dem Motto: “Wir haben den Klimaschutz erfunden.” Dennoch kristallisierte sich heraus, dass das Thema allen am Herzen liegt.

Jugend fragt kritisch nach

In drei Runden stellten sich die Europawahl-Kandidaten er Jugendlichen, der jungen Erwachsenen und der Moderatoren Thorsten Gütling und Sarah Oginski. Es ging um Kohle- und Atomkraftwerke genauso wie um die Unterbringung von Asylbewerbern, um Lobbyismus in der Politik oder die Legalisierung von Marihuana.

Außerdem durfte sich ein jeder, wie bereits erwähnt, einen Gegenstand aus einem Bällebad suchen. Wer was und warum genommen hat, lesen Sie hier:

Das sagen die Europawahl-Kandidaten

Ich finde, dass Marihuana legalisiert werden muss.

Es gibt keinen Grund das zu verbieten.

(Sylvia Limmer, AfD, griff zum Papier-Joint)

Die politisch größte Herausforderung vor der wir stehen,

ist die Eindämmung der Klimakrise.

(Malte Gallée, Grüne, entschied sich für Sonnenmilch)

Für mich ist das keine Brotzeitdose, sondern ein Schatzkästchen. Darin sind unsere europäischen Werte und die müssen geschützt werden.

(Martin Lücke, SPD, zog eine Brotzeitdose aus dem Pool)

Der Flieger steht für mich für die Innovationskraft,

die wir in Europa brauchen.

(Tobias Lukoschek, FDP, ließ einen Papierflieger fliegen)

Wir setzen uns dafür ein, dass die Plastik-Vermeidungsstrategie eingesetzt wird und, dass das hier endlich der Vergangenheit angehört.

(Matthias Straub, JU, wählte einen Plastikbecker)

Kritisch hinterfragten die Jugendlichen die Aussagen der Politiker und kommentierten sie. Und auch vor und nach der Podiumsdiskussion gingen die Gespräche weiter – in lockerer Atmosphäre, auf Augenhöhe.

Rund 100 Zuhörer lockte die Veranstaltung der Schokofabrik, des Vereins Wundersam anders und des Bayreuther Tagblatts und weiterer Partner an. Geboten war so einiges. Unter anderem gab es einen Skate-Contest und eine U-18-Wahl. Denn, das ging deutlich hervor: Die Jugendlichen wollen endlich ernst genommen werden. Wer bei der U-18-Wahl als Sieger hervorging, darf erst am 17. Mai verkündet werden. Fakt ist jedoch, dass auch die Politiker vor Ort dafür waren, dass Jugendliche unter 18 Jahren eine Stimme haben sollten.

Fridays for Future: Wer hinter den Demos in Bayreuth steckt

Seit einigen Wochen demonstrieren Bayreuths Schüler unter dem Motto “Fridays for future” für eine bessere Umweltpolitik. Das Bayreuther Tagblatt hat sich mit Magdalena Schlags, Jule Langmeier und Inka Baumgart –drei von fünf Organisatoren der Bayreuther Klima-Demos – getroffen. Sie sind Schülerinnen aus der Oberstufe an verschiedenen Bayreuther Gymnasien.

Magdalena Schlags ist schon früh mit Politik in Berührung gekommen. Ihre Eltern, Ulrike Gote und Stefan Schlags (Die Grünen), sind beide im Stadtrat. Sie haben ihre Tochter schon als Kind mit zu Demonstrationen genommen und die Weichen für ihr politisches Interesse gestellt. Im Video erfahren Sie, was die drei angetrieben hat, für eine bessere Umweltpolitik auf die Straße zu gehen. Das Video-Interview finden Sie über dem Text. 

Hinweis: Der Klimastreik am 12. April in Bayreuth wurde abgesagt.

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Bayreuths Beste: Spaziergang mit Nobelpreisträgern

Ein Master-Student und ein Doktorand der Uni Bayreuth dürfen sich im Juli mit der Weltelite der Forschung austauschen. Sie gehören zu den Teilnehmern der 69. Lindauer Nobelpreisträgertagung, die am Bodensee stattfindet.

70 Jahre alte Idee

In diesem Jahr ist die Tagung der Physik gewidmet. Mehr als 40 Nobelpreisträger werden über Kosmologie, Laserphysik, Dunkle Materie und Gravitationswellen sprechen. Die Idee der Tagung ist seit fast 70 Jahren der Gedankenaustausch zwischen preisgekrönten und künftigen Spitzenforschern. Unter anderem gibt es sogenannte “Science Walks”. Je ein Nobelpreisträger und zehn Nachwuchswissenschaftler kommen dabei bei einem Spaziergang persönlich ins Gespräch.

Nur 37 Bayern sind dabei

In diesem Jahr konnte das Physikalische Institut der Universität Bayreuth mit Felix Sommer (22) und Winfried Schmidt (24) zwei Teilnehmer nominieren. Ins Auswahlverfahren kommen nur ausgezeichnete Studenten und Wissenschaftler unter 35 Jahren. Sie müssen ein mehrstufiges internationales Auswahlverfahren absolvieren, an dem rund 140 Wissenschaftsakademien, Universitäten, Stiftungen und forschende Unternehmen beteiligt sind. In Lindau treffen Schmidt und Sommer auf fast 600 Nachwuchswissenschaftler aus 88 Ländern, davon 162 Teilnehmer von deutschen Institutionen, darunter 37 aus Bayern.

Demonstranten am Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße

Fridays For Future: Bayreuther Schüler streiken

Mehr als 200 Schüler haben am Freitagmittag am Bayreuther Herkulesbrunnen für den Klimaschutz gestreikt. Kurz nach 11 Uhr fand eine Kundgebung statt, die von Schülerinnen des Markgräfin Wilhelmine Gymnasiums organisiert wurde. Innerhalb von 30 Minuten kamen viele junge Menschen mit bunten Bannern und Schildern zusammen: “Wir sind jung und brauchen die Welt” und “There is no planet b” oder “Umweltschutz statt Kohleschmutz” konnte man darauf in großen Lettern lesen. Ein kurzes Video finden Sie über dem Text.

Für die Kundgebung durften sich Schüler der Bayreuther Gymnasien ab der 9. Jahrgangsstufe von den Eltern schriftlich befreien lassen. Den Jüngeren blieb es verwehrt den Unterricht zu verlassen, was Organisatorin Magdalena Schlags sehr bedauert. Wir haben die Bayreuther vor Ort gefragt, warum es ihnen wichtig ist bei der Kundgebung dabei zu sein.

bt-Umfrage zum Bildungsstreik

Impressionen vom Streik am Herkulesbrunnen

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