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Bayerns Kartenspielkultur

Externer Redakteur

Das Kartenspiel ist ein traditioneller Bestandteil der bayerischen Freizeitlandschaft. Seit Jahrhunderten gesellen sich die Menschen am Spieltisch, um ihre freien Momente im Alltag mit Spiel und Spaß zu verbringen. Auch heute werden in Kneipen, Casinos und privaten Treffen sowohl Kartenspiele der Region als auch international beliebte Alternativen stundenlang gezockt. 

Die Entstehung des Kartenspiels

Die ersten Nachweise für Spielkarten in Europa gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Schon im nächsten Jahrhundert verbreiteten sich die Kartenspiele infolge der steigenden Kartenproduktion in ganz Kontinentaleuropa. Zu den wichtigsten Hotspots der deutschen Spielkultur entwickelten sich dabei die mittelalterlichen Städte Ulm, Nürnberg und Augsburg. Gleichzeitig etablierten sich im deutschsprachigen Raum die Kartensymbole Eichel, Blatt, Herz und Schelle, aus denen nochmals im Verlauf der Jahre regionale Unterarten entstanden, so das Altenburger, Bayerische, Augsburger, Fränkische Blatt. Im bayerischen Raum manifestierte sich die florierende Spielkultur nicht nur in unterschiedlichen Symbolen, sondern auch in zahlreichen regional-spezifischen Spielsorten.

Bayerische Traditionsspiele

Der bayerische Schafkopf ist einer der bekanntesten Kartenspielen der Region. Es gilt als Kulturgut und gehört zur altbayerischen und fränkischen Lebensart. Kategorisch gehört es, wie Deutschlands Lieblinge Skat und Doppelkopf, der Gruppe der Schafkopf-Spiele an. Gespielt wird der Bayerische Schafkopf mit vier Personen, die jeweils zwei Paare zusammen bilden. Um das Spiel zu gewinnen, müssen sie versuchen, einen Stich mit der stärksten Karte der Runde zu gewinnen und mindestens 61 von 120 Punkten zu erzielen. Hoch beliebt ist auch das Bayerische Tarock. Es ist ein Mix aus klassischem Tarock, Schafkopf und Sechsundsechzig, das zu dritt gezockt wird. Gewinner einer Runde ist derjenige, der mindestens 61 Punkte erreicht hat. Es ist möglich, das Spiel sowohl mit Reizen als auch ohne zu spielen.

Typisch bayerisch ist auch Watten. Der Überlieferung nach entstand das Spiel in der heutigen Form in der Zeit der napoleonischen Kriege. Auch beim Watten bilden vier Personen Zweierteams und kämpfen mit den höchsten Karten der Runde um drei Stiche. Innerhalb der Teams ist es erlaubt, zwischen Paaren Mimik und Gestik einzusetzen, um das Spiel zu gewinnen. Das ostbayerische Spiel Wallachen wird hingegen mit drei Personen gespielt, mit dem Ziel, mindestens 6 Stiche zu machen. Der spannendste Teil des Spiels ist die Einschätzung der Anzahl der Stiche und das dementsprechende Reizen. Wallachen wird heute kaum noch gespielt und ist leider vom Aussterben bedroht.

Kaum noch bekannt sind zudem das schnelle Hazardspiel Zwicken und das komplexe Stichspiel Grasobern. Ersteres kann bis zu 10 Personen gespielt werden. Zuerst wird der Trumpf entschieden, dann legen alle Spieler in der Runde abwechselnd ihre Karten aus, um den Stich zu entscheiden. Grasobern ist hingegen ein Spiel mit vier Personen. Diesmal findet keine Jagd nach den Stichen statt. Die Spieler versuchen stattdessen, den ersten, letzten Stich sowie den Stich mit Gras-Ober zu vermeiden.

Kartenspiel im digitalen Zeitalter

Heute hat die globale Szene des Kartenspiels zwei Angebotsfelder: das digitale Angebot und die lokalen Spielaktivitäten. Zocker aus Bayern versuchen ihre traditionellen Spiele in die digitale Welt zu integrieren. Schafkopf hat bereits seinen Platz im Internet gefunden: Es gibt einige Online-Plattformen und App Stores, die das Traditionsspiel in ihr Produktangebot aufgenommen haben. Interessierte finden bei Google Play auch die Apps für Watten sowie die österreichische Version von Grasobern. Doch Fans von Zwicken, Wallachen und des bayerischen Tarocks suchen vergeblich. Die Digitalisierung dieser Spiele hat noch nicht stattgefunden.

Auch klassische Casinospiele mit Karten sind ein Teil der bayerischen Spielkultur. Ihre Digitalisierung erfolgte bereits in den 1990er und 2000er Jahren in Form von Online-Casinos, Pokerräume und Gaming-Server. Die Anbieter dieser Portale passen sich kontinuierlich den digitalen Innovationen an, indem sie beispielsweise das Gameplay über Apps ermöglichen oder für schnelle Transaktionen mit digitalen Zahlungsdiensten kooperieren. Zu den besten Beispielen hierfür zählen Online-Portale für Poker mit Echtgeld, die mit mehreren Zahlungsdiensten zusammenarbeiten, um Pokerspielern verschiedene Optionen für komfortables Ein- und Auszahlen zu bieten. Die Traditionsspiele von Bayern sind im digitalen Bereich leider noch nicht so anpassungsfähig und haben einen langen Weg vor sich.

Kartenspiel in bayerischen Casinos 

Auch in bayerischen Casinos wird das Spiel mit Karten gehegt und gepflegt. Die Casino-Kultur florierte an der Wende zum 20. Jahrhundert, als die Kurstädte Bayerns immer mehr Touristen aus Europa empfingen. Dabei entwickelten sich Spielbankbesuche zu beliebten Abendaktivitäten der Kurgäste. Gemäß den Traditionen werden auch heute Spielbanken in aktiven oder ehemaligen Kurstädten unterhalten, die klassisches Spiel anbieten. Das Spielangebot mit Karten umfasst Blackjack sowie die Pokervarianten Texas Hold’em, Omaha, Bavarian Texas Hold’em sowie das Bavarian Stud. Besonders in den letzten Jahren genießen lokale Spielbanken wieder hohe Beliebtheit, da Online-Spieler großes Interesse an Live-Spielerfahrungen zeigen

Die Kartenspiel-Kultur in Bayern hat demnach eine weitreichende Tradition. Doch leider werden traditionell bayerische Spiele immer weniger gespielt. Wallachen, Zwicken und Grasobern sind sogar vom Aussterben bedroht. Durch ihre Digitalisierung könnte ihr Überleben gesichert werden, doch nur wenige haben bisher den Sprung in die Online-Welt geschafft. Weiterhin aktiv sind hingegen der Spielbetrieb in Casinos. Die bayerischen Spielbanken bieten ihren Gästen Blackjack und zahlreichen Pokervarianten an, die gemäß der Casinotraditionen weiterhin im eleganten Ambiente und schicker Kleidung gespielt werden.