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Sicherheitssysteme

Sicherheitssysteme im Auto: Das ist jetzt Pflicht

Externer Redakteur

Den Straßenverkehr sicherer zu gestalten – das steht auf der Prioritätenliste der Automobilhersteller weit oben. Deshalb gibt es bereits viele moderne Sicherheitssysteme im Auto und es werden sicherlich noch einige folgen. Dabei gilt es nicht nur das Autofahren sicherer zu machen, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Fahrradfahrer bestmöglich zu schützen.

In Zeiten von künstlicher Intelligenz, Elektroautos und hochmodernen Technologien werden ebenso die Sicherheitssysteme immer zukunftsfähiger. Unvorstellbar, dass es erst seit 1976 eine Anschnallpflicht gibt – und das auch nur für die vorderen Sitze, auf den Rücksitzen galt diese erst ab 1984. Doch die Zeiten haben sich geändert und obwohl es im Jahr 2023 rund 2.500.000 Verkehrsunfälle in Deutschland gab und diese Zahl erschreckend hoch ist, ist die Zahl der Verkehrstoten seit Anfang der 1970er-Jahre deutlich zurückgegangen. Ein Indiz dafür, dass es sich auszahlt auf die Entwicklung moderner Fahrerassistenz- und Sicherheitssysteme zu setzen.

Dieser Beitrag zeigt auf, welche Sicherheitskonzepte bereits erfolgreich im Einsatz sind und welche davon 2024 für Neuwagen Pflicht sind. Außerdem erfahren Sie, was sonst noch dazu beiträgt, dass Sie sicher von A nach B kommen. 

Aktive und passive Sicherheitssysteme im Auto

Wenn von Sicherheitssystemen die Rede ist, wird zwischen aktiven und passiven Systemen unterschieden. Aktive Sicherheitssysteme sind bereits im Einsatz, bevor es überhaupt zu einem Unfall kommt. Passive Sicherheitssysteme sorgen im Falle eines Unfalls dafür, dass die Insassen bestmöglich geschützt sind.

Beispiele für aktive Sicherheitssysteme: 

  • Spurhalteassistent
  • Antiblockiersystem (ABS)
  • Notbremsassistent
  • Notbremslicht
  • Intelligenter Geschwindigkeitsassistent
  • Müdigkeitswarnsystem

Beispiele für passive Sicherheitssysteme: 

  • Sicherheitsgurte
  • Airbag
  • Knautschzone
  • Kopfstützen

Diese Fahrerassistenz- und Sicherheitssysteme sind ab Sommer 2024 Pflicht

Um die Zahl der Verkehrsunfälle langfristig zu reduzieren und alle Verkehrsteilnehmer zu schützen, müssen ab dem 07. Juli 2024 alle Neuwagen mit den folgenden Systemen ausgestattet sein. Dabei gilt es zu beachten, dass die Systeme in Fahrzeugen mit einer Typzulassung vor dem 06. Juli 2024 nicht zwingend integriert sind.

  • Blackbox

Um einen Unfall besser aufklären zu können, ist die Blackbox in allen Neuwagen vorgeschrieben. Die Blackbox ist einigen aus dem Flugzeug bekannt und auch im Auto kann sie Unfalldaten speichern, die entsprechend ausgewertet werden können. So lässt sich der Unfallhergang schneller und stichhaltig rekonstruieren. 

 

  • Notbremsassistent

Mithilfe von Sensoren überwacht der Notbremsassistent die Fahrzeugumgebung und warnt den Fahrer in einer kritischen Situation, die ein schnelles Abbremsen erforderlich macht. Um eine Situation bewerten zu können, helfen nicht nur die Sensoren, auch Geschwindigkeit, Beschleunigung, Lenkwinkel und Pedalstellung fließen in die Bewertung mit ein. Wird auf die akustische und optische Warnung nicht reagiert, leitet der Assistent eine automatische Vollbremsung ein. 

  • Notbremslicht

Um alle Verkehrsteilnehmer im Fall einer Notbremsung ab 50 km/h zu warnen, blinkt das Bremslicht in schneller Abfolge auf. 

 

  • Aktiver Spurhalteassistent

Der Aktive Spurhalteassistent ist vor allem auf langen Autofahrten praktisch, denn besonders dann lässt oftmals die Aufmerksamkeit nach. Mit dem Assistenten werden Autofahrer gewarnt, sobald sie die Fahrspur verlassen – wenn keine Reaktion erfolgt, ist auch ein automatisches Eingreifen möglich. 

  • Intelligenter Geschwindigkeitsassistent

Mit dem Intelligent Speed Assistance oder kurz ISA sollen Verkehrsunfälle reduziert werden – und das durch eine sehr fortschrittliche Art und Weise. Mithilfe von Kameras und GPS-Daten warnt das System bei Geschwindigkeitsüberschreitungen mit einem akustischen und einem vibrierenden Signal. Der Geschwindigkeitsassistent kann sogar ein Zurückdrücken des Gaspedals initiieren; allerdings nur sanft. Ein Eingreifen des Systems in den Bremsvorgang beispielsweise ist ausgeschlossen, außerdem kann der Autofahrer zu jeder Zeit gegensteuern. 

So viel zur Theorie – der intelligente Geschwindigkeitsassistent steht oft in der Kritik, weil die Verkehrszeichenerkennung noch nicht einwandfrei funktioniert und somit unnötig viele Warnungen erfolgen. Der Ansatz ist zwar ausbaufähig, hat aber durchaus Potenzial. Anfang Juli 2024 ist der Geschwindigkeitsassistent so oder so für Neuwagen verpflichtend. 

  • Müdigkeitswarner

Erkennt das Assistenzsystem anhand des Lenkverhaltes Müdigkeitsanzeichen des Fahrers, erscheint ein entsprechendes Symbol im Display und es erfolgt ein akustisches Signal. Wie das System die auftretende Müdigkeit erkennt? Die Software erstellt am Anfang der Fahrt ein Profil, das das Lenk- und Fahrverhalten des jeweiligen Fahrers widerspiegelt. Weicht das Verhalten während der Fahrt von dem erstellten Profil ab, reagiert die Müdigkeitserkennung entsprechend.  

  • Erweiterter Kopfaufprallschutzbereich

Eine Erweiterung des Assistenzsystems wird in 2024 für Neuwagen Pflicht und schützt Fußgänger und Fahrradfahrer. Vor allem in den Bereichen, in denen der Kopfaufprall im Ernstfall stattfindet, soll durch die Erweiterung mehr Schutz erreicht werden.  

  • Rückfahrassistent

Der Rückfahrassistent warnt den Fahrer beim Rückwärtsfahren, wenn sich Objekte hinter dem Auto befinden. Das System soll in erster Linie mehr Sicherheit beim Rückwärtsfahren gewährleisten, doch für Autofahrer ist der Rückfahrassistent auch ein sehr praktisches Feature, das im Sommer 2024 in Neuwagen zur Standardausstattung gehört. 

  • Alkohol-Wegfahrsperre – ist das System Pflicht? 

Vielleicht haben Sie schon einmal von dem Alkohol-Interlock-System (Alkolock) gehört und fragen sich, ob auch dieses System bald serienmäßig im Fahrzeug verbaut ist. Nach den neuen EU-Vorschriften ist ausschließlich eine standardisierte Schnittstelle in Neuwagen Pflicht, mit der das Nachrüsten einer Alkohol-Wegfahrsperre möglich ist – das System selber ist somit aktuell nicht verpflichtend. 

Hochmoderne und funktionale Sicherheits- und Assistenzsysteme verhindern Unfälle und sorgen im Ernstfall dafür, dass alle Verkehrsteilnehmer so gut wie möglich geschützt sind. Gibt es noch mehr Möglichkeiten, Unfälle zu verhindern? Wir können natürlich auch als Autofahrer einiges dafür tun, dass wir unversehrt mit dem Auto unser Ziel erreichen. 

Wenn wir vorausschauend unterwegs sind, die Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten und auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen, tragen wir erheblich dazu bei, dass der Straßenverkehr sicherer wird. Ebenso wichtig sind der Zustand des Autos und eine regelmäßige Kontrolle aller wichtigen Geräte sowie Funktionen – die Inspektion des Autos sollte zudem durch einen Experten erfolgen. Auch spezielle Kindersitze, die auf das Alter des jeweiligen Kindes ausgerichtet sind, dürfen an Bord eines Familienautos nicht fehlen. 

Das Beleuchtungssystem des Fahrzeugs sollte intakt sein und kontinuierlich überprüft werden. Zudem gilt es, den Ölstand in regelmäßigen Abständen zu prüfen, um Schäden am Motor auszuschließen. 

Die Autoreifen sind ebenso ein wichtiges Thema, wenn es um die Fahrsicherheit geht. Denn gute und einwandfreie Autoreifen erhöhen die Stabilität des Fahrzeugs sowie die Lenkpräzision und beeinflussen den Bremsweg. Wichtig ist es außerdem, den Wechsel zu Sommer- bzw. Winterreifen rechtzeitig zu erledigen. Wer im Sommer mit Winterreifen unterwegs ist und einen Unfall verursacht, riskiert ein Bußgeld. Auf heißen Straßen bieten Winterreifen nicht den nötigen Grip; das Material kann sich verformen und die Stabilität somit nachlassen. 

Wie werden Sicherheitssysteme überprüft? 

Autos, die neu auf den Markt kommen, werden vor dem Verkaufsstart umfangreich geprüft und getestet. Im Jahr 1959 führte der Automobilhersteller Mercedes-Benz den ersten Crashtest durch und auch heute noch müssen sich Neuwagen einem Kollisionsversuch unter realistischen und kontrollierten Bedingungen unterziehen. 

Der Verband „European New Car Assessment Programme“ oder kurz Euro NCAP wurde 1997 gegründet und prüft seitdem anhand umfassender Crashtests die Sicherheit von Neuwagen. Auf Basis dieser Tests erfolgt eine Sternebewertung, bei der maximal fünf Sterne erreicht werden können. Die Bewertung gibt Auskunft über die Sicherheit des Fahrzeugs, was vor allem für diejenigen interessant sein dürfte, die auf der Suche nach einem neuen Auto sind. Laut Statista war im Jahr 2023 die „Sicherheit“ das wichtigste Kaufkriterium für Autos, dicht gefolgt von der „Alltagstauglichkeit“. 

Die Euro-NCAP-Anforderungen – in diesen Kategorien werden Fahrzeuge bewertet: 

  • Erwachseneninsassenschutz
  • Kindersicherheit
  • Ungeschützte Verkehrsteilnehmer (Fußgänger und Radfahrer)
  • Assistenzsysteme

Die Anforderungen der Euro NCAP werden immer wieder verschärft und an die aktuellen Herausforderungen angepasst. Mithilfe der Crashtests können sich nicht nur Autokäufer ein Bild über die Fahrzeugsicherheit machen, auch Automobilhersteller wissen um den Status quo und können Ihre Fahrzeuge hinsichtlich der Sicherheitssysteme kontinuierlich optimieren.