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Bayreuth

Mückenplage in Bayreuth? Entwicklungsbiologe und Apotheker sprechen über die Mücken-Saison in Bayreuth

von Michael Christensen

Aufgrund der feuchten Wetterbedingungen der letzten Jahre sind mehr Mücken zu erwarten. Ein Entwicklungsbiologe und ein Apotheker erklären, warum das so ist und wie wir uns schützen können.

Mücken legen ihre Eier in stehenden Gewässern wie Pfützen und Regentonnen ab. “Wir hatten letztes und dieses Jahr viele Niederschläge, was für den Nachwuchs der Mücken gut ist” erklärt Professor Dr. Begemann, Entwicklungsbiologe der Uni Bayreuth. Die feuchten Bedingungen von 2023 hätten die Populationen erhöht, was 2024 zu einer Zunahme führe. Für ihn ist das aber kein Grund zur Sorge, weil die Mücken wichtige Funktionen erfüllen.

Gestochen werden wollen die meisten Menschen natürlich aber trotzdem nicht. Abends auf dem Balkon oder draußen im Grünen ist ein Erholungsort für viele Bayreuther. Gerade dann ist aber die Stechlust der Mücken leider am höchsten. Apotheker Dr. Jens Landwehr gibt Tipps, wie man sich vor Mücken schützen kann.

Mücken: Ungeziefer oder nützlich?

Für die meisten Menschen sind Mücken einfach nur lästig. Prof. Dr. Begemann betont aber, dass Mücken wichtige Aufgaben im Ökosystem erfüllen. “Mücken sind eine wesentliche Nahrungsquelle für viele Tiere wie Jungvögel, Fische und Fledermäuse,” so Begemann. Auch als Bestäuber seien Mücken wichtig, da sie Nektar trinken. Männchen stechen uns nämlich gar nicht. “Nur die Weibchen brauchen Blut, damit sie Eier ausbilden können,” erklärt der Entwicklungsbiologe.

Andere natürliche Fressfeinde der Mückenlarven seien Insekten, wie zum Beispiel Rückenschwimmer und Libellen. Libellen jagen aber auch erwachsene Mücken. Auch Wasserflöhe und Amphibien tragen zur Reduktion der Mückenpopulation bei.

Professor Begemann findet, dass die hohe Mückenpopulation auch eine gute Nachricht sein kann: “Denn das sorgt dafür, dass auch andere Tierarten, deren Bestände teilweise bedrohlich zurückgehen, wieder ein gutes Jahr haben.”

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Artenvielfalt im Landkreis Bayreuth

Informationen zur regionalen Verteilung verschiedener Mückenarten sind auf mueckenatlas.com zu finden. Leider hat bis jetzt noch niemand aus dem Landkreis Bayreuth mitgemacht. Deshalb fehlen hier noch Informationen. Laien können Mücken fangen, einfrieren und einsenden, um zur Forschung beizutragen.

Effektiver Mückenschutz: Ein Gespräch mit Apotheker Jens Landwehr

Laut Jens Landwehr, Apotheker bei der Rathaus Apotheke, gibt es eine Reihe von klassischen Mückenschutzmitteln, die seit Jahrzehnten im Einsatz sind und nach wie vor ihren Zweck erfüllen. Dabei unterscheiden sich die Mittel in verschiedenen Härtestufen, abhängig von ihrem Wirkstoff. Im Wesentlichen gibt es zwei große Wirkstoffe: Icaridin und DEET.

Der verbreitetste Wirkstoff ist Icaridin

Icaridin ist in den klassischen Mückenschutzmitteln wie Autan enthalten, die in Deutschland und Europa weit verbreitet sind. Dieser Wirkstoff wirke zuverlässig und sei auch für Kinder geeignet. „Icaridin ist eine chemische Substanz, die einen Duft hat, den Mücken nicht mögen“, erklärt Landwehr.

Auch DEET hat eine Rückkehr gemacht

DEET sei einen Wirkstoff, der früher das Mittel der Wahl war. Nachdem es eine Zeit lang in Verruf geraten war, sei es inzwischen rehabilitiert worden, so Landwehr. DEET wird hauptsächlich eingesetzt, wenn andere Mittel nicht funktionieren oder wenn man sich in Gebieten aufhält, in denen ein höheres Risiko bestehe. Das ist zum Beispiel in tropischen Regionen der Fall, wo Malaria oder andere gefährliche Krankheiten auftreten könnten. „DEET hat eine stärkere abschreckende Wirkung und wird in Deutschland nicht mehr so häufig eingesetzt, ist aber in bestimmten Situationen unerlässlich“, erklärt Landwehr.

Natürliche Alternativen

Wer keine Chemie auf die Haut auftragen will, kann auf pflanzliche Alternativen setzen. Dazu gehören ätherische Ölkombinationen, beispielsweise mit Zitronenöl. Allerdings betont Landwehr, dass chemische Mittel wie Icaridin in der Regel effektiver sind, da sie die Mücken zuverlässiger fernhalten. „Natürliche Mittel sind nicht so durchschlagend wie die chemischen Alternativen“, fügt er hinzu.

Hitze hilft bei Juckreiz

Bei bereits erfolgten Stichen empfiehlt Landwehr den Einsatz eines “Stichheilers”. Das ist ein Stift mit einer kleinen Fläche, die sich aufheizt. Diese Fläche wird für einige Sekunden auf den Stich gedrückt. „Insekten spritzen beim Stechen eine Art Protein in die Wunde, das das Blut nicht zu schnell gerinnen lässt und den Juckreiz verursacht. Durch die Hitze wird dieses Protein aufgelöst und der Juckreiz hört idealerweise auf“, erläutert der Apotheker. Die Fläche des Geräts wird mit etwa 51 Grad Celsius spürbar heiß, aber nicht so heiß, dass man sich verbrennt.

Antiallergische Gele und Kortison

Als Alternative zu den “Stichheilern” nennt Landwehr antiallergische Gele, die auch eine kühlende Wirkung haben. „Kühlen ist generell gut, da es die Schwellung und den Juckreiz reduziert“, meint er. Wenn die Stiche jedoch zu stark jucken und die klassischen Mittel nicht helfen, könne man niedrig dosiertes Kortison verwenden.