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Bierkrieg

Bierkrieg in der Kommunbräu in Kulmbach: Auch im Urlaub hagelt es Anzeigen

von Sonny Adam am 18.7.2024

Von Gemütlichkeit oder gar Bierseligkeit ist nichts geblieben. Sogar die Polizei muss immer wieder anrücken. Zwischen der gekündigten Wirtin Foteini „Fey“ Batzaka und der Kommun-Genossenschaft wird der Umgangston immer härter. Längst ist der Disput auch überregional Gesprächsstoff.

Kulmbach. An der Eingangstür der Kulmbacher Kommunbräu hängt das Schild „Betriebsurlaub“, doch von Ruhe kann nicht die Rede sein. Die Polizeieinsätze gehen weiter, bestätigt die Polizei in Kulmbach; auch im Urlaub der Wirtin. In Kulmbach tobt ein Bierkrieg, der inzwischen weit über die Grenzen der Bierstadt hinaus für Gesprächsstoff und Kopfschütteln sorgt. Überregionale Medien haben Interesse am weiteren Fortgang des “Bierkriegs” angemeldet. Inzwischen hat sogar die Bild-Zeitung darüber berichtet.

Polizei rückt regelmäßig an

„Ja: Wir waren wieder in der Kommunbräu. Es ging um Sachbeschädigung und um ausgetauschte Schlösser“, verrät Moritz Dippel von der Polizei in Kulmbach. Inzwischen musste die Polizei Kulmbach mehr als ein Dutzend Mal zur Kommunbräu ausrücken. Gründe waren neben der Sachbeschädigung Hausfriedensbruch, Diebstahl und unerlaubte Überwachungen durch Kameras.

Die Bandagen werden härter

Die Anzeigen erfolgen wechselseitig, mal durch die Genossenschaft, mal durch die Wirtin. Der Bierkrieg zwischen der gekündigten Wirtin Foteini „Fey“ Batzaka und der Kommun-Genossenschaft wird immer härter und es ist zu befürchten, dass die nächste Eskalationsstufe spätestens nach der Rückkehr der Wirtin aus dem Urlaub erreicht wird. „Es sind viele Emotionen im Spiel“, bestätigt die Kulmbacher Polizei den Eindruck und fügt hinzu: „Ja, wir kommen immer wieder, wenn wir gerufen werden.“

Doch was ist eigentlich passiert?

Alle Fakten sind noch lange nicht auf dem Tisch. Die Genossenschaft hat der Wirtin im April fristlos gekündigt und hat am 24. April ein Informationsschreiben an alle Genossenschaftsmitglieder mit dieser Information geschickt. Die einzige Erklärung lautete zunächst: „gravierende vertragliche Pflichtverletzungen“ der Wirtin. Konkrete Vorwürfe wollte die Genossenschaft nicht äußern. Auch nicht gegenüber ihren Mitgliedern. Stattdessen wurde sogar die Generalversammlung abgesagt.

Fremdes Bier in Kommunbräu-Gläsern

Die Genossenschaft wollte dann, dass die Wirtin die Gaststätte verlässt. Und ab dem 1. Mai sollte auch kein Kommunbräubier mehr ausgeschenkt werden. Angeblich stand schon ein Nachfolger parat. In der Branche wird gemunkelt, dass es sich um einen ehemaligen Angestellten der Wirtin handeln könnte oder dass Braumeister und Betriebsleiter Alexander Matthes Interesse hätte.

Matthes und Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied Kai-Michael Meins äußern sich offenbar nur gegenüber „ausgewählten“ Medien, dementierten jedoch vehement, dass Matthes Interesse hätte, selbst Wirt zu werden. Zu einer möglichen Position des ehemaligen Angestellten der Wirtin wurde bislang keine Aussage getätigt.

Allerdings hat es ein Treffen zwischen Matthes und dem ehemaligen Angestellten der Wirtin in aller Öffentlichkeit im Kulmbacher Oberhacken gegeben (der Redaktion liegt davon ein Foto vor, das wir aber zum Schutz der Beteiligten nicht veröffentlichen). Möglicherweise ist es kein Zufall, dass der ehemalige Angestellte ebenfalls vom Vorstandsmitglied der Kommun Kai-Michael Meins anwaltschaftlich vertreten wird.

Anzeigen von beiden Seiten

Der Angestellte hatte das offenbar von der Wirtin geleaste Auto, einen Mercedes Benz, Modell C220 T, mit zu seinem neuen Wohnort in Österreich genommen und das Auto nicht mehr zurückgegeben. Die Wirtin hatte die Leasingraten weiter zu bezahlen.

Der Rechtsanwalt der Kommunbräu-Wirtin Christos Perperidis forderte die Rückgabe des Autos sowie einen Betrag für die von der Wirtin bezahlten Leasingraten in Höhe von knapp 9.000 Euro. Das Geld ist noch nicht bezahlt, doch das Auto kam inzwischen – nach der Androhung einer Anzeige wegen Diebstahls – zurück, bestätigte Perperidis.

Kündigung wird angezweifelt

De facto denkt Wirtin Foteini „Fey“ Batzaka bis heute nicht daran, das Feld sang- und klanglos zu räumen, schließlich habe sie viel Geld und Mühe investiert. Für die Pächterin Foteini Batzaka und ihren Anwalt Christos Perperidis liegt kein Kündigungsgrund vor, schon gar kein Grund für eine fristlose Kündigung. Aus diesem Grund führte die Wirtin die Wirtschaft zunächst weiter.

Wasser abgedreht und Lebensmittelüberwachung gerufen

Doch zwischen dem 8. und 9. Juli wurde der Wirtin die Wasserversorgung für die Gaststätte gekappt. Anschließend wurde die Lebensmittelkontrollbehörde davon in Kenntnis gesetzt. Das Betreiben einer Wirtschaft ohne Wasser ist nicht möglich, weil die hygienischen Bedingungen nicht eingehalten werden können. Nicht einmal die Toiletten funktionieren mehr.

Konkret hat die Genossenschaft das Schloss zur Tür des Nebenraums ausgetauscht und den Absperrhahn für das Wasser weggeflext. Die Wirtin stand nach ihrem üblichen Ruhetag vor einem riesigen Dilemma. Jegliche Geschäftsausübung war unmöglich.

Drei Polizeieinsätze pro Tag in der Kommun

Zunächst versuchte die Wirtin, sich Zugang zum Raum zu verschaffen und die Wasserversorgung wiederherzustellen. Der auswärtige Schlüsseldienst kostete 500 Euro. Und noch am selben Abend wurde das Schloss erneut ausgetauscht. Allein am 9. Juli kam es in der Kommun zu drei Polizeieinsätzen.

„Die lassen mich nicht arbeiten. Alles, was ich wollte, war doch nur, weiter zu arbeiten, Geld zu verdienen und weiter zu machen“, kommentiert die Wirtin „Fey“ Batzaka den Sachverhalt.

Tatsache ist, dass inzwischen der Braumeister Alexander Matthes sogar in der Kommunbräu übernachtet. „Es wird hier immer mit Druck gearbeitet, dabei wäre es besser, man würde eine Lösung finden“, kommentierte der Münchner Rechtsanwalt der Wirtin das Vorgehen. Die Genossenschaft erklärt die gekappte Wasserversorgung damit, dass die letzte Pacht nicht mehr bezahlt worden sei – und damit auch keine Nebenkosten.

Pächterin ist immer noch verhandlungsbereit

Noch immer wären Batzaka und ihr Anwalt verhandlungsbereit. In einem ersten Gespräch hatte der Anwalt der Wirtin eine Summe in Höhe von 350.000 Euro ins Gespräch gebracht. In dieser Summe wurden jedoch entgangene Geschäfte, die Zerstörung der Reputation und Absagen von Veranstaltungen noch nicht berücksichtigt. Für die Genossenschaft war schon diese Summe inakzeptabel.

Anonyme Beschimpfungen

Foteini Batzaka hat inzwischen eine anonyme Karte mit Verunglimpfungen und wüsten Beschimpfungen bekommen. „Dass man so angegangen wird, ist nicht leicht auszuhalten. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich bin stark“, sagt die Wirtin.

Luft holen und Kraft tanken

Und trotzdem ist sie froh, dass sie in Griechenland jetzt erst einmal Luft holen und neue Kraft tanken kann. Rechtsanwalt Christos Perperidis hat inzwischen die Kündigungsklage erwidert.

Immer wieder gibt es Gerüchte über nicht bezahlte Rechnungen und ausstehende Löhne, die die Wirtin Mitarbeitern schulden soll. Der Rechtsanwalt der Wirtin sagt indes: „Ich weiß nichts von offenen Rechnungen und auch nichts von laufenden Klagen gegen meine Mandantin.“

Streit wird vermutlich vor Gericht geklärt werden müssen

Fest steht: Der Streit in der Kommun geht wohl so schnell nicht zu Ende. Letztlich werden wohl Gerichte Ordnung in die gegenseitigen Beschuldigungen und in das alles andere als übersichtliche Szenario bringen müssen. Sollte es wirklich zu einer Gerichtsverhandlung kommen, rechnet der Anwalt der Wirtin damit, dass sich das Verfahren noch bis 2025 hinziehen wird. Und das würde bedeuten: Das Kommunbräubier wird lange nicht mehr in seinem angestammten Gasthaus fließen…