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Wolf

Wie ein Bayreuther Landwirt seine Weidetiere vor dem Wolf schützt

“Wenn wir nicht aktiv werden, dann wird der Wolf auch Menschen angreifen”, sagt Norbert Böhmer. Der Landwirt schützt seine Kühe und ihre Kälber mit viel Aufwand vor dem Wolf. 

Zwei Wölfe streifen regelmäßig um die Herden von Norbert Böhmer in Schlenkersberg bei Obernsees im Landkreis Bayreuth. Doch seine 150 Kühe und Kälber, die auf der Weide leben, bleiben entspannt. Denn zumindest gab es in den letzten Jahren keinen Wolfsriss in seinen Herden. Der Aufwand, den Böhmer dafür betreiben muss, ist immens, erzählt er. “Ich habe um 38ha Fläche wolfsabweisende Zäune aufgestellt und die Tiere werden von Herdenschutzhunden beschützt.”

Zäune und Hunde

Der erste Wolfsriss in seiner Herde war im Jahr 2009. “Das war ein wirklich einschneidendes Ereignis. Man will seine Tiere ja beschützen,” so Böhmer. Doch zwei Jahre später fallen dem Wolf erneut zwei Kälber zum Opfer. Die Hilflosigkeit sei das Schlimmste daran, sagt er. Nicht zu wissen, wann wieder etwas passiert.

Traumatisches Erlebnis

“Die Tiere sind total schreckhaft geworden. Sie hatten plötzlich vor allem Angst und sind in Panik geflüchtet,” so Böhmer. Doch nach dem ersten Schock ist Böhmer aktiv geworden. Er ist zu Weidehaltern nach Spanien, Italien und weiteren Ländern gefahren und hat sich informiert: Wie werden Herden dort vor dem Wolf beschützt? So ist er nach und nach zu einer Art Herdenschutzexperte geworden.

Heute sind seine Tiere wieder einigermaßen entspannt. Sie haben keine Angst mehr. Mensch, Nutztier und Wolf könnten also friedlich zusammenleben, oder? Ganz so einfach ist es nicht, sagt Böhmer.

Schutz hat Grenzen

Die Herdenschutzzäune halten viele Wölfe ab von der Herde. Sie seien aber auch nicht zuverlässig, sagt Böhmer. Und nennt dafür zwei Gründe. Erstens wird der Stromkreislauf auf dem Zaun durch wachsendes Gras schnell unterbrochen. Vor allem, wenn es geregnet hat. Dann wird der Strom in den Boden abgeleitet und der Zaun kann nicht mehr funktionieren. Und zum Zweiten können Wölfe auch über den Zaun springen. Die meisten tun es nicht, weil sie mal einen Schlag bekommen haben und deshalb nicht wissen, dass sie drüber springen könnten, erklärt er. Aber sie könnten es.

Die Zäune sind nur ein kleiner Schutz. Die sieben Pyrenäenberghunde, die auf die Herden zusätzlich aufpassen, sind daher ebenfalls sehr wichtig. Norbert Böhmer ist froh, dass sie da sind. Doch Hunde und die Pflege der Zäune kosten den Landwirt viel Zeit und Geld.

Besseres Wolfsmanagement

Norbert Böhmer wünscht sich ein umfangreicheres und besseres Wolfsmanagement. Dass der Wolf pauschal unter Schutz steht, stößt ihm sauer auf. “Rund um unsere Herden leben aktuell offenbar zwei einzelne Wölfe – wenn es ein ganzes Rudel wäre, wäre die Situation schnell brisanter. Wölfe lernen voneinander und wenn ein Wolf im Rudel lernt über Zäune zu springen und sich den Herden zu nähern, dann bringt er es schnell auch den anderen bei”, so Böhmer.

Was passiert, wenn ein ganzes Rudel Wölfe, seine Herdenschutzhunde und das Vieh in der eingezäunten Weide aufeinandertreffen, das will er sich gar nicht vorstellen. Dabei hat er gar nichts gegen Raubtiere im Allgemeinen. “Luchse zum Beispiel holen sich ein Kälbchen und fressen es. Das ist bedauerlich, aber das ist eben die Natur. Aber wenn ein Wolf auf die Weide kommt, dann richtet er ein Blutbad an. Das ist furchtbar”, so Böhmer.

Er fordert daher ein Wolfsmanagement, das es erlaubt einzelne Wölfe, die sich Tieren und Menschen zu sehr nähern und die zu forsch sind, zu entnehmen. “Ich habe einfach Angst, dass man erst aktiv wird, wenn sich Wölfe auch Wohnsiedlungen nähern. Wenn wir nicht gegensteuern, wird das passieren.”