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Stadtrat

Pflegestützpunkt will Beratung und Vermittlung zum Thema Pflege anbieten

Der Sozialausschuss der Stadt Bayreuth hat darüber beraten, eine zentrale Anlaufstelle für Menschen zu schaffen, die Pflegeangebote suchen.

Menschen, die Pflegeangebote in Anspruch nehmen, sollen künftig in Bayreuth intensiver unterstützt werden. Der Sozialausschuss der Stadt Bayreuth hat heute, am 15. Juli 2024, darüber beraten, einen sogenannten “Pflegestützpunkt” für das Jahr 2025 einzurichten.

Der Pflegestützpunkt soll ein kostenloses und neutrales Beratungsangebot für alle sein, die Unterstützung beim Thema Pflege suchen, sagte die Seniorenbeauftragte der Stadt Bayreuth, Brigitte Nürnberger. Der Stützpunkt soll sich als Fürsprecher der Bürgerinnen und Bürger an Pflegeeinrichtungen wenden, ohne dort persönlich involviert zu sein.

Pflegestützpunkt soll eine zentrale Anlaufstelle sein

Das Angebot richtet sich an Personen, die für sich selbst Pflegeangebote suchen und an Menschen, die sich um ihre Angehörigen kümmern. Gerade jüngere Menschen hätten bislang oft Schwierigkeiten, Pflegeangebote zu finden, so Nürnberger. Der Pflegestützpunkt will allerdings bisherige Beratungsangebote zum Thema Pflege nicht ersetzen, sondern Pflegeangebote stärker vernetzen. Die Betroffenen sollen künftig eine Anlaufstelle und eine Person haben, an die sie sich gezielt mit ihren Anliegen wenden können. Die Erfahrung, von Anlaufstelle zu Anlaufstelle geschickt zu werden, soll deshalb in Zukunft niemand mehr machen müssen.

In Bamberg, Coburg, Forchheim und im Hofer Land gebe es bereits Pflegestützpunkte, die vom Bezirk Oberfranken unterstützt würden. Deswegen sei man zuversichtlich, dass das auch in Bayreuth der Fall sein werde, so zweiter Bürgermeister Andreas Zippel in der Sitzung. Der Anteil, den die Kommune nach der Förderung für dieses Projekt idealerweise noch tragen müsse, liege bei etwa 10.000 Euro, sagte Brigitte Nürnberger. Wegen weiterer Unterstützung wolle man bei der “Hans und Emma Nützel Altenstiftung” anfragen.

Die Beratung ist da, aber die Pflege?

Einen bunten Sommerstrauß an Fragen mit einigen Disteln kündigte Torsten Lange (Bayreuther Gemeinschaft) an. Wie die Beratung konkret aussehe, wolle er wissen: Werde da nur eine Mailadresse oder Telefonnummer herausgegeben oder auch selbst herumtelefoniert? Und die Beratung werde hoffentlich nicht nur digital, sondern auch persönlich angeboten. In beiden Fällen konnte Brigitte Nürnberger beruhigen. Das Herumtelefonieren gehöre selbstverständlich zur Vermittlung dazu. Lange machte sich außerdem Sorgen, dass die Erwartungen an den Pflegestützpunkt vielleicht zu hoch seien. Auch die Trennung zwischen Stadt und Landkreis sehe er kritisch. “Die Leute finden hier nichts mehr und sind dann schnell in Weidenberg”, sagte er.

Der Landkreis zieht aktuell noch nicht mit

Der Landkreis Bayreuth ist an dem Projekt aktuell nicht beteiligt. Warum das so sei, wollte auch Professor Walter Wagner aus der CSU-Fraktion wissen. Das Finanzielle sei da natürlich ein Thema, sagte Brigitte Nürnberger. Außerdem sei man im Landkreis wohl der Ansicht, dass es schon genügend Beratungsangebote gebe. Die Wichtigkeit, ein zentrales Angebot zu schaffen, werde dort geringer eingeschätzt, weil der Bedarf im Landkreis eben eher verstreut sei. “Wir sind uns aber sicher, dass auch Anfragen aus dem Landkreis den Pflegestützpunkt erreichen werden,” so Andreas Zippel. “Wenn klar ist, dass der Bedarf da ist, dann wird der Landkreis bald sicher mitziehen.”

Beratung soll durch die Notlage begleiten

Ein Pflegestützpunkt könne nicht für sich alleine stehen, sagte Nürnberger. Ganz alleine könne der Stützpunkt die Notlage in der Pflege nicht beheben. “Die Menschen stehen bei mir sonntagnachmittags im Garten, weil sie verzweifelt einen Pflegeplatz suchen”, habe ihr der Leiter einer Einrichtung berichtet. “Pflege ist eine körperlich und emotional fordernde Tätigkeit”, so Nürnberger weiter. Menschen, die Angehörige pflegen, bräuchten eine Anlaufstelle, die sie kontinuierlich begleite. Eine Umfrage habe ergeben, dass über 50 Prozent der pflegenden Angehörigen nicht wüssten, welche Unterstützung ihnen zustehe. Hier wolle der Pflegestützpunkt konkret beraten. Eine Garantie auf einen Pflegeplatz könne natürlich auch der Pflegestützpunkt nicht geben. In der Beratung gehe es in vielen Fällen auch darum, festzustellen, ob die Bedürfnisse, die zum Wunsch nach stationärer Pflege führten, auch anderweitig gedeckt werden könnten.

Das Angebot gehört zum seniorenpolitischen Gesamtkonzept der Stadt

Das Angebot ist Teil des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes, über das in der Sitzung ebenfalls Bericht erstattet wurde. In elf Handlungsfeldern mit 48 Maßnahmenvorschlägen möchte die Stadt Bayreuth der sich wandelnden demographischen Lage begegnen und sich um die Bedürfnisse älterer Menschen kümmern. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang mit Einsamkeit im Alter oder die Herausgabe eines Demenzwegweisers, der aktuell wegen der hohen Nachfrage nachgedruckt wird. Auch auf besondere Zielgruppen, wie Senioren mit Migrationshintergrund oder Senioren, die von Armut betroffen sind, soll im Rahmen des Konzepts eingegangen werden

Filiz Durak aus der Fraktion der Grünen und Unabhängigen wollte wissen, ob bei der Planung des Pflegestützpunktes auch an Menschen mit Migrationshintergrund gedacht werde. Mitglieder des “Mimi”, des “Mit Migranten für Migranten-Gesundheitsprojekts” seien mittlerweile regelmäßig bei den Netzwerktreffen dabei und bemüht, sich zum Thema Demenz weiterzubilden, sagte Brigitte Nürnberger. “Es ist eine schöne Entwicklung, dass wir da mittlerweile so vernetzt sind.”

Klaus Wührl-Struller von den Grünen fasste die Lage folgendermaßen zusammen: “Wir können die Probleme in der Pflege nicht lösen, aber wir können einen Beitrag leisten, indem wir den Menschen mit dem Beratungsangebot zeigen: ‘Du bist in deiner Notlage nicht mehr alleine.'”

Der Sozialausschuss hat dem Stadtrat empfohlen, die Einrichtung des Pflegestützpunktes zu beschließen und jährlich 10.000 Euro für den kommunalen Anteil des Projektes einzuplanen.