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Selbstständigkeit

Selbstständigkeit und Finanzen: Das sollten Sie vor dem Beginn wissen

Externer Redakteur

Der Schritt in die Selbstständigkeit ist für viele ein großer Traum – die Freiheit, das eigene Unternehmen zu führen und die Flexibilität, eigene Ideen umzusetzen. Doch neben der Begeisterung für das eigene Projekt lauern auch Herausforderungen, vor allem im Bereich Finanzen. Von der Erstellung eines soliden Businessplans über die Kalkulation von Startkapital und laufenden Kosten bis zu steuerlichen Verpflichtungen: Wer den Weg in die Selbstständigkeit wagt, muss finanziell gut vorbereitet sein.

Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto besser

Eigenkapital ist das finanzielle Fundament eines jeden Unternehmens und spielt eine entscheidende Rolle bei der Selbstständigkeit, denn je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto stabiler und unabhängiger ist das Unternehmen. Hohe Eigenkapitalquoten verringern nicht nur das Risiko einer Überschuldung, sondern sorgen auch dafür, dass externe Finanzierungen wie Kredite zu besseren Konditionen verfügbar sind. Mit ausreichend Eigenkapital können Sie Investitionen aus eigener Kraft tätigen, Krisenzeiten besser überbrücken und sind weniger auf Fremdkapital angewiesen. Außerdem signalisiert ein hoher Eigenkapitalanteil potenziellen Investoren und Geschäftspartnern finanzielle Stärke und Zuverlässigkeit – ein großer Vorteil bei der Verhandlung von Verträgen und der Sicherstellung von Aufträgen. Kurz gesagt: Wer mit viel Eigenkapital startet, hat die besten Voraussetzungen, um erfolgreich und nachhaltig zu wirtschaften.

Freiberufler und Selbstständige benötigen einen speziellen Unternehmenskredit

Freiberufler und Selbstständige stehen oft vor finanziellen Herausforderungen, die von der Deckung laufender Kosten über Investitionen bis hin zur Liquiditätsüberbrückung reichen. Anders als Angestellte haben sie jedoch häufig Schwierigkeiten, auf klassische Konsumentenkredite zurückzugreifen. Banken stufen Freiberufler und Selbstständige aufgrund ihrer schwankenden Einnahmen und des oft schwer kalkulierbaren Risikos als weniger kreditwürdig ein. Daher benötigen sie spezielle Unternehmenskredite, die auf die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen dieser Berufsgruppen zugeschnitten sind.

Solche speziellen Unternehmenskredite gewähren flexible Konditionen und berücksichtigen die individuelle finanzielle Situation des Antragstellers. Anders als herkömmliche Kredite setzen diese häufig nicht auf starre Einkommensnachweise, sondern legen mehr Wert auf Businesspläne, betriebswirtschaftliche Auswertungen und eine fundierte Zukunftsprognose des Unternehmens. Dies erlaubt es Selbstständigen und Freiberuflern, ihre finanzielle Lage realistisch darzustellen und Banken von der Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells zu überzeugen.

Speziell zugeschnittene Kreditangebote ermöglichen Investitionen in Betriebsmittel, die Erweiterung des Unternehmens oder den Ausgleich von Zahlungsschwankungen, die insbesondere bei projektbasierten Arbeiten auftreten können. Doch es ist wichtig, die unterschiedlichen Kreditangebote für Freiberufler und Selbstständige genau zu prüfen, da die Konditionen und Anforderungen teilweise stark variieren. Nicht jeder Kredit passt zu jedem Geschäft; deshalb ist es entscheidend, die eigene Finanzlage genau zu kennen und ein Angebot zu wählen, das den individuellen Bedürfnissen entspricht.

Wie Sie die Finanzplanung im Businessplan aufschlüsseln können

Die Finanzplanung ist ein zentraler Bestandteil des Businessplans und zeigt potenziellen Investoren, Banken oder Partnern, wie gut das Unternehmen finanziell aufgestellt ist und welche wirtschaftlichen Ziele angestrebt werden. Eine klare und detaillierte Aufschlüsselung der Finanzplanung erhöht die Glaubwürdigkeit des Businessplans und dient als wertvolle Orientierung für die eigene Unternehmensführung.

  1. Kapitalbedarf ermitteln: Der erste Schritt der Finanzplanung ist die Ermittlung des Kapitalbedarfs. Hierbei werden alle notwendigen Investitionen aufgelistet, die für die Gründung und den Betrieb des Unternehmens erforderlich sind. Dazu zählen Ausgaben für Ausstattung, Büroflächen, Maschinen, Marketing sowie alle weiteren einmaligen Anschaffungen. Auch die Anlaufkosten wie Anwalts- und Beratungskosten sollten nicht vergessen werden.
  2. Einnahmen- und Ausgabenplanung: Eine realistische Prognose der zukünftigen Einnahmen und Ausgaben ist essenziell. Erstellen Sie eine detaillierte Auflistung der erwarteten Einnahmen aus Verkäufen oder Dienstleistungen und setzen Sie diese den laufenden Kosten gegenüber. Hierzu gehören Fixkosten wie Miete, Gehälter und Versicherungen sowie variable Kosten wie Materialbeschaffung und Marketingausgaben. Die Gegenüberstellung zeigt, wann und ob das Unternehmen die Gewinnzone erreicht.
  3. Liquiditätsplanung: Die Liquiditätsplanung stellt sicher, dass das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig bleibt. Dabei werden Einzahlungen und Auszahlungen so geplant, dass Liquiditätsengpässe vermieden werden. Ein detaillierter Liquiditätsplan zeigt, wann Finanzmittel fließen und wann Ausgaben anstehen, was besonders wichtig ist, um kurzfristige Engpässe zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.
  4. Finanzierungsstrategie: Im letzten Schritt der Finanzplanung wird aufgezeigt, wie das Unternehmen finanziert wird. Hier sollten Eigenkapital, Fremdkapital und mögliche Fördermittel oder Investorenanteile klar dargestellt werden. Auch Rückzahlungsmodalitäten für Kredite und geplante Ausschüttungen an Investoren sind transparent aufzuführen.

Eine sorgfältige und realistische Aufschlüsselung der Finanzplanung im Businessplan vermittelt nicht nur Sicherheit und Professionalität, sondern ist auch ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg des Unternehmens.

Umsatz ist nicht gleich Gewinn – die Grundlagen der Finanzplanung

Ein häufiges Missverständnis, das insbesondere bei Gründern und jungen Unternehmern auftritt, ist die Gleichsetzung von Umsatz und Gewinn. Während der Umsatz die Gesamtsumme aller Erlöse aus dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen darstellt, ist der Gewinn der Betrag, der nach Abzug aller Kosten und Aufwendungen übrigbleibt. Diese Unterscheidung ist essenziell für die Finanzplanung.

Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn

Der Umsatz allein sagt noch nichts über die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens aus. Um den Gewinn zu ermitteln, müssen sämtliche Betriebskosten abgezogen werden. Dazu gehören nicht nur die direkten Kosten, wie Material- oder Produktionskosten, sondern auch indirekte Kosten wie Mieten, Gehälter, Marketingausgaben, Steuern und Zinsen. Ein hoher Umsatz kann durch hohe Kosten schnell geschmälert werden, sodass am Ende wenig oder kein Gewinn übrigbleibt.

Der Deckungsbeitrag als Schlüsselgröße

Ein wichtiges Konzept der Finanzplanung ist der Deckungsbeitrag, der zeigt, wie viel Umsatz nach Abzug der variablen Kosten zur Deckung der Fixkosten und zur Erzielung eines Gewinns beiträgt. Ein positiver Deckungsbeitrag ist notwendig, um langfristig profitabel zu arbeiten. Er hilft Ihnen, Produkte oder Dienstleistungen zu bewerten und Entscheidungen darüber zu treffen, welche Angebote tatsächlich gewinnbringend sind.

Eventuelle Steuerrückzahlungen von Beginn an einkalkulieren

Ein oft unterschätzter Aspekt der Finanzplanung für Selbstständige und Freiberufler ist die mögliche Steuerrückzahlung. Viele Gründer konzentrieren sich darauf, Umsatz zu generieren und die laufenden Betriebskosten zu decken, doch auch steuerliche Verpflichtungen müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Wer hier nicht vorausschauend plant, riskiert unerwartete finanzielle Engpässe, wenn die Steuerlast höher ausfällt als gedacht.

  • Vorauszahlungen und Nachzahlungen einkalkulieren: Selbstständige sind verpflichtet, vierteljährlich Einkommensteuervorauszahlungen zu leisten. Diese Vorauszahlungen basieren auf den Einkünften des Vorjahres oder einer Schätzung durch das Finanzamt. Sollte Ihr tatsächlicher Gewinn am Jahresende höher ausfallen, als zunächst angenommen, müssen Sie mit Nachzahlungen rechnen. Diese sollten von Beginn an in die Finanzplanung einbezogen werden, um böse Überraschungen zu vermeiden.
  • Umsatzsteuer nicht vergessen: Wer umsatzsteuerpflichtig ist, muss regelmäßig die Umsatzsteuervoranmeldungen einreichen und die eingenommene Umsatzsteuer an das Finanzamt abführen. Gerade am Anfang, wenn Einnahmen und Ausgaben noch schwanken, kann es leicht passieren, dass man zu wenig zurücklegt. Um sicherzustellen, dass die Umsatzsteuer stets gezahlt werden kann, sollte diese auf einem separaten Konto “geparkt” werden, bis die Zahlung fällig ist.
  • Rücklagenbildung für Steuern: Es ist empfehlenswert, von jedem Umsatz einen festen Prozentsatz für Steuerrücklagen zurückzulegen. Diese Rücklagen sollten idealerweise auf einem separaten Konto geführt, um nicht versehentlich für andere Ausgaben genutzt zu werden. Eine Faustregel lautet, etwa 30 bis 40 % des Gewinns zur Seite zu legen, um sowohl Einkommensteuer als auch eventuelle Gewerbesteuern abzudecken.

Für Auftragsflauten muss vorgesorgt werden

Für Selbstständige und Freiberufler ist ein unregelmäßiges Einkommen oft die Regel. Phasen mit hohen Einnahmen können sich mit Auftragsflauten abwechseln, in denen nur wenig oder gar kein Geld hereinkommt. Diese Schwankungen sind eine der größten Herausforderungen in der Selbstständigkeit und erfordern eine vorausschauende Finanzplanung, denn wer sich auf die unsicheren Zeiten vorbereitet, kann auch wirtschaftlich schwierige Monate gut überstehen.

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Einnahmen nicht immer konstant bleiben. Daher sollte in Zeiten guter Auftragslage ein Teil des Einkommens zurückgelegt werden, um eine finanzielle Reserve für schlechtere Zeiten aufzubauen. Diese Rücklagen dienen als Puffer und sorgen dafür, dass laufende Kosten wie Miete, Versicherungen oder Gehälter weiterhin gedeckt werden können, auch wenn die Einnahmen zeitweise ausbleiben. Ein gut gefülltes Finanzpolster bietet zudem die nötige Sicherheit, um Aufträge strategisch anzunehmen und nicht aus einer Notlage heraus unvorteilhafte Projekte zu akzeptieren.

Ferner ist es ratsam, sich nicht allein auf einen oder wenige Auftraggeber zu verlassen, sondern die Kundenbasis möglichst breit aufzustellen. So lassen sich Einnahmeverluste durch den Ausfall eines wichtigen Kunden besser auffangen. Auch eine Diversifizierung des eigenen Angebots kann helfen, um in wirtschaftlich schwierigen Zeiten flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. Wer frühzeitig für Auftragsflauten vorsorgt, kann den Druck unregelmäßiger Einkünfte abfedern und bleibt finanziell handlungsfähig. Eine kontinuierliche Überprüfung der eigenen Finanzlage und die Anpassung der Sparstrategien an aktuelle Entwicklungen sind dabei entscheidend, um langfristig stabil und erfolgreich am Markt zu bestehen.

Effizientes Mahnwesen garantiert die dauerhafte Liquidität

Ein effizientes Mahnwesen ist für Selbstständige und Unternehmer essenziell, um die Liquidität dauerhaft zu sichern. Kunden, die Rechnungen verspätet oder gar nicht zahlen, können schnell zu einem ernsten Problem werden, insbesondere wenn regelmäßige Einnahmen notwendig sind, um laufende Kosten zu decken. Ein systematisches Mahnwesen sorgt dafür, dass offene Forderungen zeitnah eingefordert werden und sich der Zahlungseingang nicht unnötig verzögert.

Bereits mit der ersten Rechnung sollte klar kommuniziert werden, welche Zahlungsfristen gelten und welche Konsequenzen bei Verzug drohen. Klare Zahlungsziele und transparente Kommunikation schaffen von Anfang an Verbindlichkeit. Sobald eine Rechnung überfällig ist, sollte zügig reagiert werden, um den Fokus auf die ausstehende Zahlung zu lenken. Eine freundliche Zahlungserinnerung kann oft schon ausreichen, um den Kunden zur Begleichung der Rechnung zu bewegen. Bleibt diese Maßnahme ohne Erfolg, sollten zeitnah formelle Mahnungen folgen, die konsequent und verbindlich formuliert sind. Ein gut organisiertes Mahnwesen beinhaltet festgelegte Abläufe und Fristen für die Versendung von Zahlungserinnerungen und Mahnungen, sodass keine offenen Rechnungen unbeachtet bleiben.

Zudem kann der Einsatz eines professionellen Mahnservices oder die Zusammenarbeit mit einem Inkassobüro eine sinnvolle Ergänzung sein, um hartnäckige Forderungen durchzusetzen. Ein effizientes Mahnwesen zeigt dem Kunden, dass das Unternehmen seine Forderungen ernst nimmt und nicht bereit ist, unbezahlte Rechnungen hinzunehmen. Dadurch wird das Zahlungsverhalten der Kunden positiv beeinflusst und das Risiko von Zahlungsausfällen reduziert.