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Soziales

Geflüchtete in der Frankengutstraße: Begleitung nach dem Kümmerer-Prinzip

Seit Juni wohnen Geflüchtete in dem ehemaligen Studentenwohnheim in der Frankengutstraße. Unterstützt werden sie von sogenannten “Kümmerern”.

  • Oleksandr Dubinin (2. v. links) mit Nancy Kamprad (Sozialamt) und Kümmerern Ruslan Brandt und Paulina Brandt (links und rechts). Foto: Stefanie Schweinstetter

Das große Studentenwohnheim in der Frankengutstraße gegenüber dem Kreuzsteinbad ist seit Juni ein Wohnheim für Geflüchtete. Früher war die Fassade mit wildem Wein bewachsen. Der ist jetzt weg – aus Brandschutzgründen – und auch sonst hat sich einiges verändert. Die GEWOG hat Heizungsanlage, Balkone, Bad-Armaturen und Küchen instand gesetzt. Wäscheraum, Spielplatz und Schließanlage sind neu. Zunächst sollte das Gebäude abgerissen werden. Bis Ende 2028/29 mietet die Stadt Bayreuth es nun als Wohnheim für Geflüchtete an. Mittlerweile wohnen 22 Menschen in fünf Wohnungen in dem Gebäude.

Fünf Wohnungen werden aktuell bewohnt

“Wir sind überzeugt, dass Integration besser gelingt, wenn wir die Menschen in Wohnungen unterbringen und nicht in großen Unterkünften”, sagt Nancy Kamprad vom Amt für Soziales, Integration, Wohnen und Inklusion der Stadt Bayreuth. In Gemeinschaftsunterkünften komme es einfach schneller zu Konflikten, weil dort viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen.

Fünf Paare, zwei Familien und fünf Einzelpersonen wohnen aktuell in der Frankengutstraße. Für den Standort hat das Amt vorrangig Familien vorgesehen. “Wir haben das so geplant weil wir finden, dass das gut in diese Gegend passt”, sagt Nancy Kamprad. Das Viertel sei sowieso schon international, weil hier viele Studierende wohnen. Bisher habe alles reibungslos geklappt.

16 Wohnungen können im Wohnheim bezogen werden, fünf davon sind aktuell belegt. In jeder Wohnung gibt es einige Schlafzimmer, ein Badezimmer, eine Toilette, eine Küche und einen Abstellraum. Gewaschen wird im neu eingerichteten Wäscheraum. Zukünftig sollen im Wohnheim Deutschkurse und Nachhilfeunterricht angeboten werden. Vielleicht kommt noch eine Bücherei dazu.

Viele Menschen aus der Ukraine bewohnen das Haus

Besonders Geflüchtete, die aus anderen Unterkünften ausziehen müssen, weil beispielsweise ihr Mietvertrag ausläuft, bewohnen den Komplex nun. Mittlerweile wohnen 22 Menschen in dem Gebäude, die meisten kommen aus der Ukraine. Oleksandr Dubinin gehört auch dazu, er kommt aus Charkiw. Er bewohnt, zusammen mit seiner Frau, ein Zimmer im ersten Stock.

An der Wohnung in der Frankengutstraße gefällt ihm, dass es so viele Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe gibt. Dubinin fährt gerne mit dem Fahrrad und will noch viel von Bayreuth sehen. Gerne würde er auch angeln, ohne Angelschein geht das aber nicht. In seiner Heimat hat er auch geangelt. Kleine Fische wirft er normalerweise wieder ins Wasser, sagt Oleksandr, aber die größeren isst er gerne getrocknet, gegrillt oder gebraten.

“Kümmerer” statt Hausverwalter

Im Erdgeschoss des Wohnheims haben die “Hausverwalter” ihre Büros, die Geflüchtete in ganz Bayreuth betreuen. “Die Bezeichnung ‘Hausverwalter’ ist eigentlich nicht ganz treffend. Eigentlich sind das Kümmerer”, sagt Nancy Kamprad vom Sozialamt. Zwei Kümmerer sind für das Wohnheim in der Frankengutstraße zuständig. Sie sind Ansprechpartner für die Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkünfte und bilden die Schnittstelle zu Kamprad und ihrer Kollegin Chantal Löffler.

Die Wohnung einrichten, beim Umzug helfen, die Unterlagen durcharbeiten, über den Streit mit der Mutter sprechen, einen Arzttermin ausmachen, eine Übersetzerin besorgen, ein Gartenprojekt anstoßen. Das alles sind Aufgaben, die die Kümmerer bewältigen. Aktuell wird ein Sommerfest für Bewohner aus allen Unterkünften geplant, jeder soll etwas mitbringen.

Flexibilität und Empathie sind wichtig

“Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, man muss echt flexibel sein”, sagt Ruslan Brandt. Jeder Tag ist anders, die Hausverwalter sind viel unterwegs. Der Schlüssel für die Einstellung von Hausverwaltern bei der Regierung von Oberfranken liegt bei 75 Geflüchteten auf einen Hausverwalter. “Ich finde aber nicht, dass das zu viel ist”, sagt Brandt. Seine Mutter Paulina Brandt arbeitet auch als Hausverwalterin, beide sind Quereinsteiger.

“Wenn ich ein Zimmer einrichte und sich die Bewohner dann total freuen oder wenn mir jemand seine Sorgen anvertraut, dann ist das so schön”, sagt Paulina Brandt. Der Kontakt mit den Menschen ist der Grund, warum sie ihren Beruf macht, auch wenn es manchmal schwer ist. “Wenn zum Beispiel jemand abgeschoben wird, dann kriegen wir das erst hinterher mit”, sagt Nancy Kamprad. “Wir sind in diesen Prozess nicht involviert.” Die Kümmerer sollen Vertrauenspersonen sein. “Die Geflüchteten sollen sich sicher sein können, dass ihre Ansprechpartner auf ihrer Seite sind”, so Kamprad weiter.