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Konjunktur

Handwerk in Oberfranken: Leicht erholt, aber besorgt

Der Geschäftsklimaindex in der Region sinkt um einen Zähler auf 91 Punkte. Das sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer für Oberfranken (HWK) unter 320 Betrieben.

Das oberfränkische Handwerk ist stabil aufgestellt. Das bilanziert die Handwerkskammer für Oberfranken heute nach ihrer aktuellen Konjunkturumfrage. Der Geschäftsklimaindex geht leicht von 92 auf 91 Punkte zurück. Doch die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich zum dritten Mal in Folge verbessert, wobei 41 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut und 43 Prozent als befriedigend einschätzen. In Bayreuth/Kulmbach ist die Zufriedenheit mit 42,5 (gut) und 46,5 Prozent (befriedigend) etwas höher als im Rest Oberfrankens. Schon gewusst? Die Handwerkskammer für Oberfranken hat ihr Präsidium neu gewählt.

Handwerk ist wirtschaftlicher Stabilitätsanker

„Das Handwerk ist und bleibt der wirtschaftliche Stabilitätsanker vor Ort“, so Matthias Graßmann, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. Allerdings trübt sich der wirtschaftliche Ausblick ein: Nur noch 7,5 Prozent der Betriebe erwarten bessere Geschäfte, während 78 Prozent von einer gleichbleibenden Lage ausgehen und 14,5 Prozent nachlassende Geschäfte erwarten. Graßmann betont daher die Dringlichkeit gezielter politischer Maßnahmen: „Wir brauchen nachhaltige wirtschaftspolitische Impulse, die Stimmung muss sich drehen, wir brauchen Investitionen!“

Internationaler Vergleich

Im internationalen Vergleich zeige sich, dass das Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik hinter dem der anderen westlichen Industrienationen zurückbleibt. „Die Probleme, die unser Wachstum bremsen, sind hausgemacht“, analysiert Graßmann. „Wir brauchen insgesamt weniger, dafür klarere und dabei einfachere Regulationen.“

Flaute in der Baubranche als wichtiger Indikator

Insbesondere im für die deutsche Wirtschaft mitentscheidende Baubereich bleibt die Frühlingsdynamik hinter der der vergangenen Jahre zurück. Dort stieg die Auslastung zwar im Vergleich zum Vorquartal auf 80 Prozent, gleichwohl liegt der Wert für die Jahreszeit auf einem niedrigen Niveau und markiert den Tiefststand der letzten sechs Jahre.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Ausbauhandwerken, in denen die Auslastung bei 81,5 Prozent liegt. Der Handwerkspräsident fordert auch hier mehr Planbarkeit und positive Impulse: „Es braucht eine Förderkulisse, in der sich Auftraggeber sicher sein können, dass die Fördertöpfe nicht plötzlich leer sind oder sich die Förderbedingungen ändern.“

Problem Fachkräftemangel nach wie vor ungelöst

Ein nach wie vor ungelöstes Problem bleibt der Fachkräftemangel. Dieser müsse durch mehr Investitionen in Ausbildung bekämpft werden, fordert Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der HWK für Oberfranken. „Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind nach wie vor ungelöst – uns droht weiterhin ein immer größer werdender Fachkräftemangel, während die Belastungen durch Sozialabgaben drohen, den Faktor Arbeit immer weiter zu verteuern.“

Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen

Baugewerbe: Die Lageeinschätzungen verbesserten sich zum zweiten Mal in Folge, wobei 90 Prozent der Betriebe die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend bewerten. Dieser Wert liegt jedoch unter dem des Vorjahresquartals (II/23: 94 Prozent). Die Auslastung befindet sich dabei auf dem niedrigsten Niveau für ein Frühlingsquartal seit mindestens sechs Jahren.

Ausbauhandwerk: Die Situation blieb konstant, mit 86,5 Prozent der Betriebe, die eine gute oder befriedigende Geschäftslage melden, jedoch unter dem Wert des Vorjahresquartals (II/23: 92,5 Prozent). Auch hier ist die Auslastung zwar gestiegen, sie lag aber zuletzt nur im Jahr 2020, dem ersten Corona-Jahr, in einem Frühlingsquartal niedriger.

Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs: Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich, 68,5 Prozent gute oder befriedigende Geschäfte. Der Wert erreicht jedoch nicht ganz das Niveau des Vorjahresquartals (II/23: 73,5 Prozent).
Kfz-Handwerk: Die positive wirtschaftliche Stimmung stieg, 86 Prozent bewerten hier die Lage als mindestens befriedigend. Sie bleibt jedoch hinter dem Vorjahresquartal zurück (II/23: 90 Prozent).

Nahrungsmittelhandwerke: 86 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als mindestens befriedigend, was dem Vorquartalswert entspricht, jedoch ebenfalls niedriger liegt als im Vorjahr (II/23: 93 Prozent).

Gesundheitshandwerke: Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich weiter, 90 Prozent der Betriebe bewerten die ihre Lage als gut oder befriedigend. Dies ist deutlich besser als im Vorjahresquartal (II/23: 69 Prozent).

Friseur- und Kosmetikhandwerk: Der Anteil der Betriebe mit mindestens befriedigender Geschäftslage stieg auf 85,5 Prozent, was ebenfalls deutlich über dem Vorjahresniveau liegt (II/23: 76 Prozent).