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Stadtrat

Mobilität soll mehr sein als Auto: Neues Mobilitätskonzept im Bauausschuss

Das Mobilitätskonzept aus dem Jahr 2005 drehte sich noch großteils um das Auto. Für die nächsten fünfzehn Jahre will die Stadt Bayreuth Mobilität vielfältiger gestalten.

Im Bauausschuss wurde heute, am 2. Juli 2024 das neue gesamtstädtische Mobilitätskonzept detailliert vorgestellt und ohne Gegenstimmen auf den Weg gebracht. Dieses Konzept soll für die nächsten 15 Jahre als Leitlinie für Maßnahmen der Verkehrsplanung in Bayreuth dienen. Zum ersten Mal, so Stadtplanungsamt-Leiter Ulrich Meyer zu Heiligen, will es alle Verkehrsarten und Verkehrsteilnehmer berücksichtigen. 

Die Stadt Bayreuth erarbeite seit Anfang 2023 ein gesamtstädtisches Mobilitätskonzept, so Meyer zu Heiligen weiter. Dazu wurden Haushaltsbefragungen sowie Verkehrszählungen im gesamten Stadtgebiet durchgeführt. Außerdem gab es dazu am 18. Oktober 2023 ein Bürgerforum.

Neues Konzept will verschiedene Bedürfnisse berücksichtigen

“Sicher für die Menschen, gut für die Umwelt” ist das Motto des neuen Mobilitätskonzeptes. Sechs Leitziele sowie deren Ausdifferenzierung und Beispielmaßnahmen stellte Dennis Jaquet von der Planersocietät Dortmund am Dienstag im Bauausschuss vor. Die Ziele sind teilräumlich gegliedert. Das heißt: Für die Innenstadt gelten andere Richtlinien als für den Außenbereich der Stadt, beispielsweise was den Autoverkehr angeht. “Wir müssen uns auch mit der Frage beschäftigen: Können sich in Zukunft überhaupt noch alle ein Auto leisten?”, so Jaquet.

Grundlage des neuen Konzeptes seien bereits von der Stadtverwaltung angestoßene Projekte wie der Aktionsplan Inklusion und das Radverkehrskonzept der Stadt, sagte Jaquet weiter. Das neue Zielkonzept für die Mobilität in Bayreuth soll nun bis 2040 gelten und alle Stadtteile sowie das Umland berücksichtigen.

Übersicht über die Haupt-Ziele mit Beispielmaßnahmen

“Lebenswerte Stadträume mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln” Dazu gehört beispielsweise, dass mehr Sitzgelegenheiten geschaffen werden oder Angsträume, also Orte an denen Menschen sich unsicher fühlen, umgestaltet werden sollen.

“Klimaschützende Alternativen schaffen und ausbauen” Beispielmaßnahmen sind hier der Ausbau des Carsharing-Systems in der Stadt oder der Ausbau von Fußgängerrouten.

Beispiele für das Ziel “Sichere Teilhabe für alle ermöglichen” sind die Gewährleistung der Schulwegsicherheit, der Ausbau der Barrierefreiheit oder die weitere Nahverkehrserschließung umliegender Ortschaften.

Zum Ziel “Effiziente Erreichbarkeit sichern und optimieren” werden schnellere Radpendlerrouten oder eine engere Taktung der Zugverbindungen als Beispiele angegeben.

“Zukunftsorientierte Entwicklungen mitdenken” Hier werden Optimierung der Ampelschaltungen, Vor-Ort-Beteiligung bei Maßnahmen und Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos genannt.

“Stadtverwaltung befähigen” Dazu gehört laut Konzept beispielsweise die Fortführung eines Arbeitskreises Mobilität und die Einführung eines Mobilitätsbudgets für den Umweltverbund.

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Konzept will den Erfolg der Maßnahmen messen

Nicht Teil des heutigen Beschlusses sind die Erfolgs-Indikatoren, die Jaquet dem Bauausschuss vorgeschlagen hat. Messbare Zahlen wie die Anzahl der im Stadtgebiet Verunglückten sollen Auskunft darüber geben, wie die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes läuft. Zu den Indikatoren gehören außerdem unter anderem Werte aus einer Verkehrsanalyse aus dem Jahr 2023 und ein Vergleichswert aus anderen Städten. So könne dann über die Jahre abgelesen werden, ob die Ziele gar nicht, teilweise, überwiegend der voll erreicht wurden.

Stadträte fordern Bürgerbeteiligung

Zweiter Bürgermeister Andreas Zippel (SPD) betonte, dass der Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahr 2005 noch die Effizienz im Autoverkehr in den Fokus gestellt habe. Das sei damals vielleicht zeitgemäß gewesen, heute aber nicht mehr. Natürlich müsse man nach wie vor effizient von A nach B kommen, aber um dieses Bedürfnis herum gebe es zahlreiche Teilaspekte, die zu beachten seien.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger nannte das Konzept “eine tolle Handlungsgrundlage”, auch wenn zu bedenken sei, dass einige Maßnahmen eventuell länger dauern könnten als gewünscht. Allein der Umbau der Bushaltestellen koste etwa 30 Millionen Euro.

Mirko Matros (CSU) erfragte Details zur Bürgerbeteiligung und forderte, dass diese dringend im Dialog stattfinden müsse. Für den 19. September 2024 sei so ein Bürgerdialog angesetzt, so Ulrich Meyer zu Heiligen.

Der Forderung aus der CSU-Fraktion schloss sich auch Gert Dieter Meier (DU) an. Natürlich werde es Veränderungen geben, denen manche Menschen misstrauisch gegenüberstehen würden. Die Alternative, nämlich gar nichts zu tun, sei aber trotzdem unvorstellbar. Er begrüßte außerdem, dass sich das Konzept bis in den Landkreis erstrecke.

Sabine Steininger (Die Grünen) sagte: “Das Konzept akzeptiert die Lebensrealität vieler Menschen in Bayreuth. Wer in der Innenstadt wohnt, ist auf das Auto weniger angewiesen. Jemand, der am Stadtrand oder auf dem Land lebt, braucht es aber.”

Helmut Parzen (CSU) erkundigte sich, ob denn das Konzept die Wirtschaftskraft Bayreuths mitberücksichtige. Diese Frage konnte Dennis Jaquet eindeutig mit Ja beantworten, das Konzept arbeite auch mit diesen Zahlen und lege Wert darauf, dass Bayreuth gut angebunden sei.