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Secret-Pack-Automat

Überraschung aus dem Automaten: Ein “Secret-Pack-Automat” steht in der Nähe von Bayreuth

von Michael Christensen

Der 19-jährige Unternehmer Oliver Fieder betreibt einen Secret-Pack-Automaten in Schlammersdorf. Für 8,50 Euro zieht man dort mysteriöse Päckchen aus dem Automaten. Was sich dahinter verbirgt, hat das bt vor Ort herausgefunden.

Das Geheimnis um die “Secret Packs”

Oliver Fieder ist 19 Jahre alt und Unternehmer. Er kommt aus Würzburg und betreibt Automaten, in denen er nicht zustellbare oder retournierte Waren großer Versanddienstleister wie DHL, Amazon und Hermes verkauft. Die Waren befinden sich noch in ihren Versandverpackungen, die ursprünglichen Empfängeradressen sind unkenntlich gemacht. Diese Automaten heißen „Secret-Pack-Automaten“. Einer von ihnen befindet sich in Schlammersdorf, ungefähr 30 Minuten von Bayreuth.

Für 8,50 Euro können Kunden Überraschungspakete in verschiedenen Größen kaufen. In den Päckchen kann von Handyhülle bis Smartwatch alles sein, was Menschen eben so im Internet bestellen.

Die Idee für den Automaten kam Oliver Fieder im März diesen Jahres, inspiriert durch einen ähnlichen Automaten im Allgäu, den er in einer Galileo-Reportage gesehen hat. Fieder hat nicht lange überlegt: „Ich bin noch am selben Wochenende in den Ruhrpott gefahren und habe den gebrauchten Automaten geholt. Ja, dann ging das relativ schnell.“

Der 19-Jährige hat inzwischen eine Firma gegründet

Secret-Pack-Automaten sind derzeit Fieders Hauptbeschäftigung, obwohl er nebenbei noch studiert. „Sehr nebenbei“, sagt er. Ursprünglich begann er in seiner Schulzeit mit einem Online-Schuhhandel. Seit diesem Jahr betreibt er drei Automaten und plant, bald den vierten in Nürnberg zu eröffnen. Außerdem plant er weitere Standorte in Hamburg und München.

Das Geschäft läuft gut in seiner kleinen Firma, der Fieder Handels GmbH. Die größte Herausforderung habe anfangs darin bestanden, die richtigen Großhändler zu finden und Kontakte zu knüpfen, sagt Oliver Fieder. Die Waren bezieht er palettenweise von Restpostenhändlern. Jede Palette enthält etwa 300 Pakete, die von verschiedenen Versanddienstleistern aus Deutschland und dem EU-Ausland stammen.

Zur Werbung nutzt Oliver vor allem Social Media-Kanäle wie TikTok und Instagram, wo er unter dem Namen „secretpack.de” aktiv ist.

Der Automat sorgt für “Gaudi” im Biergarten

Fieders Automat steht bei Jeremias Püttner im Biergarten der Püttner Brauerei in Schlammersdorf. Im Radio hatte Püttner von Secret-Pack-Automaten gehört und in Würzburg einen ausprobiert. So kam er mit Oliver Fieder in Kontakt. Jetzt steht Fieders Automat bei ihm im neu-eröffneten Schloss-Biergarten.

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Die Idee Secret-Pack-Automat findet auch in Schlammersdorf Anklang. “Wenn die Leute sich nach ein, zwei Bier ein Päckchen holen, ist das immer eine Gaudi”, sagt Püttner. Er füllt die Automaten ein- bis zweimal pro Woche auf, je nach Bedarf. Bei unserem Besuch in Schlammersdorf hat er uns gezeigt, wie der Automat funktioniert.

Woher stammen die Secret-Packs?

Die Pakete stammen von Großhändlern, die Retouren und nicht zustellbare oder retournierte Pakete bei Auktionen von DHL, Hermes und Amazon kaufen. DHL sagt über den Umgang mit nicht zustellbaren Paketen: „Die Versteigerung der anonymisierten Inhalte erfolgt über einen staatlich geprüften und vereidigten Auktionator in regelmäßigen Abständen. Die Anzahl der betroffenen Sendungen ist so gering, dass wir sie statistisch nicht erfassen. Nur ein kleiner Teil der Pakete, die trotz aller Bemühungen nicht zugestellt werden können, wird versteigert oder vernichtet.“ Hermes verfährt ähnlich und arbeitet ebenfalls mit einem Auktionshaus zusammen, das nicht zustellbare Sendungen versteigert.

Amazon sammelt Retouren in eigenen Zentren und prüft den Zustand jedes einzelnen Artikels. Der Großteil der Retouren werde von Amazon weiterverkauft. „Es kann auch sein, dass wir von einer bestimmten Produktgruppe plötzlich sehr viele Retouren haben. Dann wird es manchmal schwierig, sie selbst zu verkaufen.” In diesen Fällen sei es sinnvoll, diese Artikel gesammelt zu verkaufen, sagt ein Amazon-Sprecher. Diese Päckchen werden dann an Restpostenhändler versteigert. Und einige von ihnen führt ihre Reise dann vielleicht in den Secret-Pack-Automaten in Schlammersdorf.