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Motivation für Sport geweckt – und dann? Eine Bayreuther Uniprofessorin gibt Tipps

Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land und auch die Olympischen Spiele können Menschen motivieren Sport zu machen. Aber auf Dauer braucht es mehr, um am Ball zu bleiben. Wir haben darüber mit Susanne Tittlbach von der Uni Bayreuth gesprochen. 

Gemeinsam bei der Europameisterschaft mitfiebern, sich freuen, gemeinsam Spaß haben – es gibt viele Gefühle rund um Sportgroßereignisse. Gerade während der Europameisterschaft im Fußball – und noch dazu im eigenen Land, könnte man einen Hype vermuten. Als Boris Becker in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Tennisplatz stand und ein Match nach dem anderen gewann, da war es jedenfalls so: Tennis hat einen richtigen Aufschwung bekommen. Ist das beim Fußball auch so? Lassen sich Menschen durch sportliche Vorbilder zum Training motivieren? Und was braucht es alles, um den Hintern von der Couch auf den Platz zu bekommen? Wir wollten es genau wissen und haben uns mit der Bayreuther Professorin Susanne Tittlbach getroffen. Sie forscht zu Sport, Motivation und vielem was dazu gehört.

Motivation ist der erste Schritt – Volition der zweite

Motivation ist wichtig, um überhaupt anzufangen, zum Beispiel wenn wir auf den Bildschirmen so viele erfolgreiche, fitte, gut aussehende, durchtrainierte und sympathische Menschen sehen, mit denen wir mitfühlen, mitleiden und uns mitfreuen. Ja – das kann kurzfristig motivieren, meint Susanne Tittlbach: “Natürlich sind die Menschen fasziniert, der Sport ist sichtbar und Menschen beschäftigen sich damit, die sich sonst nicht für Sport interessieren. Aber der Weg bis zum tatsächlichen Sport machen, ist unheimlich lang. Kurzfristig kann das klappen, auf lange Sicht gehört wahnsinnig viel dazu, dabei zu bleiben.” Eine Meisterschaft im Fernsehen zu schauen macht noch keine Sportskanone aus einem. Klingt logisch. Aber was braucht es dann? “Woran es fehlt, ist meistens Volition”, sagt Tittlbach: “Der Wille aus der Motivation einen Plan zu machen und diesen dann auch durchzuhalten.” Es braucht einen regelrechten Verhaltensänderungsprozess.

Um dranzubleiben kann man sich konkrete Strategien zurechtlegen

  • Hürden abbauen: “Man darf nicht unterschätzen wie viele Leute sich nicht trauen, weil sie denken sie sind nicht gut genug oder sie sind unsicher wie es abläuft”, betont Susanne Tittlbach. Örtliche Vereine können einen direkt abholen und niedrigschwellige Angebote machen, die wirklich zu einem passen. Von der Uni gibt es zum Beispiel ein Projekt speziell für Männer in der zweiten Lebenshälfte, weil es für sie ansonsten kaum Angebote gibt.
  • Konkrete Pläne: “Ich will mich mehr bewegen” – ist ein schwammiges Ziel. Besser: “Ich gehe Dienstag ins Fitnessstudio und Freitag zum Zumba”.
  • Feste Zeiten sorgen dafür, dass man leichter dranbleibt.
  • soziale Unterstützung: wer mit einer Freundin oder einem Freund Sport macht, tut sich leichter dran zu bleiben. Auch in einem sportfreundlichen Umfeld tun sich Menschen leichter als in einem Umfeld, in dem Sport keine Rolle spielt.
  • Für Kinder gilt: Die Chance für ganzheitliche Bewegungsabläufe statt spezialisiertem Training erhöht die Chance, dass die Sportart dabei ist, die zum Kind passt. Also: Ausprobieren, statt gleich festlegen.

Sportboom nach der Fußball-EM?

Nach der EM wird mit so einem rechten Fußball-Boom nicht gerechnet. Beim Fußball ist es schon allein deshalb anders als beim Tennisboom damals, weil der Fußball in Deutschland ohnehin allgegenwärtig ist. Wer bis jetzt kein Fußball spielt in Deutschland, der hat vermutlich seine Gründe und wird jetzt nicht damit anfangen. Bei der Fußball EM der Frauen vor zwei Jahren, als Deutschland ja auch sehr erfolgreich war, war danach durchaus ein kleiner Frauen-Fußball-Hype zu spüren. Wissenschaftlich erforscht ist der kaum, weil einfach sehr viele Faktoren ineinandergreifen. Am Ende liegt an jedem selbst seine Anfangs-Motivation für Sport, die er angesichts des sportlichen Sommers hat, in einen Plan zu überführen und dann auch ins Machen zu kommen.