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Nacktschnecken

In Bayreuth gibt es heuer viele Schnecken: Wieso? Ein Professor gibt Garten-Tipps

von Michael Christensen

Sind Ihnen in diesem Jahr schon die Nacktschnecken aufgefallen? Prof. Dr. Begemann beantwortet, warum es so viele sind, vor allem auf Radwegen und Co. Außerdem gibt er Tipps für Gartenfreunde.

In Bayreuth fallen in diesem Jahr mehr Nacktschnecken auf als sonst. Als wir auf unserer Facebook-Seite neulich nach Mücken in diesem Jahr gefragt haben, kam immer wieder zur Sprache: Mücken sind gar nicht so schlimm – aber Schnecken! Deshalb haben wir nachgefragt: “Warum gibt es dieses Jahr so viele Nacktschnecken?”

Professor Dr. Begemann von der Uni Bayreuth beantwortet diese Frage und gibt Tipps, wie sich Nacktschnecken im Garten nicht ungehindert ausbreiten.

Feuchte Jahre sorgen für mehr Nacktschnecken

Professor Begemann ist Entwicklungsbiologe. Er erklärt, dass die feuchten Bedingungen der letzten Jahre – wie bei den Mücken – die Hauptursache für die vielen Schnecken in diesem Jahr sind. Nacktschnecken benötigen Feuchtigkeit für die Eiablage und das Überleben der Jungtiere. Nach einem nassen Jahr 2023 haben die Nacktschnecken 2024 ideale Bedingungen für ihre Nester vorgefunden, was zu einer “scheinbar explosionsartigen Zunahme” führe.

Bei Nässe raus aus dem Unterschlupf

Nacktschnecken leiden mehr unter dem Wetter als Schnecken mit Häusern, so Begemann. Sie müssen aufpassen, dass sie nicht zu viel Flüssigkeit verlieren. Deshalb verstecken sie sich tagsüber unter Pflanzenteilen, wo die Luft feuchter ist und keine direkte Sonne hinkommt. Nacktschnecken seien dann eher abends und nachts aktiv, so Begemann.

Wenn es regnet haben es die Schnecken leichter. “Dann ist es kühler und die Luftfeuchtigkeit über dem Boden ist sehr hoch. Das sind ideale Bedingungen, um auch tagsüber das Versteck zu verlassen und auf Nahrungs- und Partnersuche zu gehen”, sagt der Professor.

Außerdem können sich die Schnecken bei Nässe leichter bewegen. “Schnecken bewegen sich durch wellenförmige Kontraktion und Expansion von Muskeln auf der Körperunterseite – dem Fuß –  vorwärts. Diese Bewegungen sind bei Feuchtigkeit einfacher für sie,” erklärt Dr. Begemann. Deshalb sieht man nach einem Regen so viele Nacktschnecken auf Fahrradwegen und ähnlichen Orten.

Nur wenige Nacktschnecken sind Schädlinge

Obwohl Nacktschnecken oft als Plage angesehen werden, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem. Von den rund 400 Landschneckenarten in Deutschland richten nur wenige nennenswerte Schäden an. Das Bundesumweltamt nennt dazu die Spanische Wegschnecke, die Gartenwegschnecke und die Genetzte Ackerschnecke.

Prof. Dr. Begemann betont, dass Nacktschnecken eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere sind. Kleinsäuger wie Igel, Mäuse und Marder sowie Amphibien, insbesondere Kröten, profitieren von den Schnecken. Einige Insekten fressen die Eier: “Etliche Laufkäferarten und Glühwürmchen sind auf Schnecken spezialisiert. Deren Bestände profitieren also von feuchten Jahren mit vielen Schneckeneiern”, so der Entwicklungsbiologe. Wer also eine große Artenvielfalt im Garten hat, hat weniger mit Schnecken zu kämpfen.

Tipps zur Gartenkontrolle

Entfernen der Schnecken durch Absammeln

Klingt vielleicht für manche unangenehm, der Experte empfiehlt aber: Nacktschnecken einfach einsammeln. Und dann? Was tun mit den schleimigen Geschöpfen? Begemann rät davon ab, sie einfach zu töten oder in Nachbars Garten zu setzen. Wer den Schnecken einen Traum erfüllen will, setzt sie am Rand einer Wiese im Schatten aus. “Unter Laub finden die Schnecken Schutz vor Austrocknung”, empfiehlt der Professor.

Die Spanische Wegschnecke bildet eine Ausnahme: Sie sollte mit viel kochendem Wasser getötet und vergraben oder in den Restmüll geworfen werden. Denn sie richtet in den Gärten großen Schaden an. Am leichtesten sind die Jungtiere zu erkennen: Sie haben braune, gelbe, graue oder orange Streifen. Die ausgewachsenen Schnecken sind dann leider mit ihren harmlosen nahen Verwandten, den Großen Roten Wegschnecken, leicht zu verwechseln. Denn die spanische Variante kommt auch in verschiedenen Brauntönen vor.

Es gibt aber auch Schnecken, die man im Garten dulden sollte. “Der ‘Tigerschnegel’ ist eine große Nacktschnecke mit tigerartigem Streifenmuster, die andere Schnecken und deren Gelege frisst.” Die getigerte Schnecke hilft also bei der Gartenarbeit.

Ungünstigen Lebensraum schaffen

Wer es den Schnecken im Garten schwer machen will, schafft einen ungünstigen Lebensraum für die Tiere: Ein fester und trockener Boden bietet wenig Unterschlupf für Schnecken. Gartenbesitzer sollten deshalb nur punktuell gießen und den Boden wenn möglich nicht dauerhaft feucht halten.

Außerdem helfe Artenvielfalt im Garten bei der Bekämpfung von Schneckenpopulationen. Natürliche Feinde wie Igel, Mäuse und bestimmte Käferlarven sollten gefördert werden, da sie junge Schnecken und Eier fressen. Auch Vögel wie Drosseln und Krähen genießen die Nacktschnecken als Snack.

So lockt man die Fressfeinde der Schnecken an, so das Umweltbundesamt:

  •  Naturnaher Garten: Ein naturnah gestalteter Garten fördert ein natürliches Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen.
  • Refugien schaffen:
    Totholz- und Blätterhaufen
    Gemischte Blüten- und Wildobsthecken
    Trockenmauer
    Kleiner Teich
  • Chemische Pflanzenschutzmittel vermeiden: möglichst auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln verzichten, um die natürliche Balance nicht zu stören.

Vermeidung von Mitteln, die alle Schneckenarten töten

Von Schneckenkorn und Bierfallen rät Professor Begemann ab. Denn diese Mittel töten alle Schnecken. Auch die, die dem Ökosystem im Garten gut tun. Bierfallen locken sogar Schnecken aus Nachbargärten an. Dabei werden Gefäße zur Hälfte mit Bier gefüllt. „Die Nacktschneckenarten, die sich als in den Beeten tummeln,  lieben den gärenden Geruch verwesender Pflanzenteile, deshalb fühlen sie sich auch von Bier angezogen”, so Professor Begemann. “Am Ende muss man also eine Menge ertrunkener Tiere entsorgen. Und das ist sehr unangenehm”, sagt Begemann.